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Allein mit Kleinkind und Baby. Am letzten Abend des Vaterschaftsurlaubs meines Mannes kriegte ich regelrecht Panik. Was mir im Alltag half. 

„Ich bin gerade vollkommen überfordert, erschöpft und frustriert. Muttersein ist an sich schon enorm schwer, aber wenn man alleine für zwei kleine Kinder sorgen muss, wird es zur Schwerstarbeit. Einmal mehr ziehe ich meinen Hut vor allen Alleinerziehenden und Mehrfach-Müttern.

Ich weiss nicht, ob meine Kinder besonders high-need sind, ich zu sehr Softie bin, aber ich empfinde das alles hier als extrem. Das Fütter-Wickel-Schlafbegleit-Pensum verdoppelt sich. Der Schlafentzug steigt. Oben drauf kommen Hormonumstellungen, Stillschwierigkeiten und Nachgeburtsschmerzen. Es gab schon Momente, da heulten wir alle drei: Meine Jüngste wegen ihren Koliken, meine Erstgeborene, weil sie nicht verstand, weshalb mich dieses neue Baby so sehr beansprucht und ich, weil ich gerade komplett überfordert war und das Gefühl habe, als Mutter komplett zu versagen. Morgen muss Bas wieder arbeiten und ich krieg regelrecht Panik. Alleine für die beiden zu sorgen, scheint unmöglich..“

Nun aber zu den guten Nachrichten. Den Text oben schrieb ich noch im Wochenbett. Heute ist meine Jüngste acht Monate alt und ich muss sagen: So schlimm war das alles nun auch wieder nicht. Ja, ich habe viel geweint in dieser Zeit. Gehört aber zu jedem guten Wochenbett dazu, oder? Ja, ich bekam noch weniger Schlaf, aber dafür noch mehr Liebe. Und was ich damals gerne gewusst hätte: Es warten Momente auf uns, da werden wir alle drei lachen. Und es warten noch viel mehr schöne, unbezahlbare Momente: Als die Jüngste zum allersten Mal lächelte und zwar wegen einer Kapriole ihrer grossen Schwester, als die Zwei zum ersten mal zusammen kuschelten, als wir zum ersten Mal zu Dritt in einem Büchlein lasen, als die ewigen Milchstaus nachliessen, als die Nächte ruhiger wurden und als die beiden Kinder händchenhaltend und zeitgleich (!) einschliefen.

Auch wenn die erste Zeit mit Kleinkind und Baby furchtbar anstrengend sein kann: Im Nachhinein sieht alles immer einfacher aus. Und das Schöne am Muttersein ist: Frau kommt (immer wieder) an ihre Grenzen, überschreitet sie und schafft schlussendlich irgendwie alles. Das macht stolz, das Selbstvertrauen und das Mutter-Ego wachsen, die gute Laune kehrt zurück. Und schliesslich hatten diese intensiven Momente des Frustes und des Glücks auch ihr Gutes: Sie schweissten meine Töchter und mich zusammen.

Für alle, die diese ersten und schwersten Wochen noch vor sich haben, hier meine besten „Mom-Hacks“, die mir den Einstieg ins Leben als Zweifach-Mutter erleichterten. Und euch – die vielleicht mittendrin stecken – hoffentlich auch werden:

#1 Abend nutzen, um Morgen zu entlasten.

Am strengsten fand ich die Morgen. Das Baby weinte vor Hunger und hatte gleichzeitig volle Windeln, die Grosse wollte wie gewohnt gemütlich aufwachgekuschelt, gewaschen und gefüttert werden. Und wenn ich um 10.00 Uhr immer noch das Nachthemd an, aber im Magen nichts hatte, kam selten gute Laune auf. 

Was mir half: Die Abende nutzen. Wenn mein Partner zu Hause war, möglichst viel erledigen und für den Morgen vorbereiten.

  • Abends statt morgens duschen. In aller Ruhe und vor allem: alleine.
  • Die vermeintlich kleinen Dinge erledigen (lassen): Geschirrspüler ausräumen, Abfall leeren, Windeln auffüllen, Spielsachen aufräumen, Kleider für die Kinder auslegen. So konnte ich entspannt in den Tag starten, ohne erst über Duplosteine zu stolpern, die Müslischale im Geschirrspüler oder den Body im Waschkorb suchen zu müssen.

#2 Checklisten führen.

Organisation ist die halbe Miete. Und die fiel meinem Mann und mir schwer, denn die unter Eltern verbreitete Still- bzw. Schlafentzugsdemenz traf uns besonders. Gerade bei Alltagsdingen waren wir beide furchtbar vergesslich. Was natürlich oft zu Krach führte.

Was mir half: Aufschreiben. Einmal auf Papier gehen Dinge nicht (so schnell) vergessen und frau hat den Kopf frei. Auch wenn das Leben mit Kleinkind und Baby alles andere als planbar ist, folgendes lässt sich wunderbar organisieren:

  • Checkliste mit Tasks die täglich erledigt werden müssen: Laminieren und dem Partner*in aushändigen, während frau selbst abends die Kinder einschlafstillt. Unsere abendliche To-Do-Liste hab ich für euch hier hochgeladen.
  • Wochenpläne fürs Essen: Ja, sind mühsam zu machen. Aber einmal gemacht, sparen die unglaublich viel Zeit, Geld, Denkarbeit und Essensreste. Saskia von a lovely journey hat eine wunderbar-minimalistische Druckvorlage erstellt.
  • Checkliste für die Wickeltasche: Praktisch auch, wenn Opa oder Gotti für einen Ausflug packen. Unsere Checkliste könnt ihr hier downloaden.
  • Einkaufsliste: Kann in einer App (z.B. Wonderlist) geführt und mit dem Partner oder helfenden Verwandten geteilt werden.

 

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#3 Schlaf zur obersten Priorität setzen.

Das Brutalste was man jungen Eltern sagen kann, ist wie wichtig Schlaf für die Gesundheit sei. Und mit einem Kleinkind, das keinen Mittagsschlaf mehr macht, bringt einem der wohl gemeinte Rat „Schlafe dann wann das Baby schläft“ bekanntlich nicht weit.

Was mir half: Ab einem bestimmten Grad von Schlafentzug konnte ich überall und zu jeder Tageszeit einschlafen. Deshalb: jede Schlafgelegenheit nutzen.

  • Ich habe von Familien gehört, bei denen die Mutter von 18.00-24.00 vorschlief und der Vater bis dann übernahm. Warum nicht?
  • Sehr ergiebig sind auch power naps, bei uns auch als Zimmerstunde für Mama bekannt. Als meine Tochter ihren Mittagsschlaf abschaffte, hab ich ihr eine exklusive Spielzeugkiste und Bücherstapel angelegt, mit denen nur dann gespielt wurde, wenn ich nebenan döste.
  • Um nachts ein paar Stunden am Stück zu schlafen: Abpumpen und Vater eine Nacht- oder Morgenschicht übernehmen lassen.
  • Hilfe holen. Die besten Geschenke waren Besucher, die meiner Erstgeborener Aufmerksamkeit schenkten, während ich und das Baby schliefen.
  • Und das Allerwichtigste: Stillen im Liegen und zwar im Familienbett. Dass das geht, fand ich viel zu spät heraus. Seid bitte schläuer.

#4 Toddler first,

Baby second. Dass beide – Kleinkind und Baby – gleichzeitig weinen, kommt zum Glück selten vor. Aber wenn, dann forderts mich besonders heraus. Vor allem, weil ich dann ganz schnell entscheiden muss: Wer braucht mich gerade mehr?

Gleich nach der Geburt meiner zweiten Tochter machte ich den Fehler – rein aus Gewohnheit – das Baby per se an erster Stelle zu nehmen. Dass diesmal ein kleines Kind bei uns war, das sich gewohnt war komplett anders zu leben und mit all den Umstellungen zu kämpfen hatte, hab ich in dem Moment übersehen. (Mein Ehemann zum Glück nicht, wofür ich ihm sehr dankbar bin.) Und obwohl meine ältere Tochter tagsdurch selten Eifersucht oder Verlustängste zeigte, brauchte sie in der Nacht plötzlich ganz viel Mama. Und fand das nächtliche Stillen das Babys entsprechend doof – um es diplomatisch zu formulieren.

Was mir half: Sich (wenn möglich natürlich) erst um das Kleinkind kümmern. Dem Kleinkind das Müesli servieren, dann das Baby stillen. Dem Kleinkind ein Büchlein vorlesen, dann das Baby wickeln. Wenn das Baby ein paar Minuten in voller Windel warten muss, geht die Welt nicht unter. Das Kleinkind versteht hingegen nicht, weshalb die Mama plötzlich so sehr von diesem neuen Baby eingenommen wird. Anstatt oft empfohlene Ausflüge alleine mit mir zu veranstalten, versuchten wir unsere ältere Tochter in den kleinen Alltagsdingen nicht zu vernachlässigen und ihr Leben so gewohnt wie möglich zu gestalten.

#5 Beim Stillen kreativ werden.

Stundenlanges Stillen auf dem Sofa wurde beim zweiten Kind schwierig. Nun war ja die ältere Schwester da, und brauchte ihre gewohnte Portion Aufmerksamkeit.

Was mir half:

  • Stillen im Tragetuch – ist eine Übungssache klar, geht aber erstaunlich gut (eine Anleitung findet ihr hier).
  • Spielkiste fürs Kleinkind anlegen, die nur während des Stillens zum Einsatz kommt (analog zu Power Nap, siehe oben).
  • Stillen und dem Kleinkind ein Buch vorlesen oder ein Hörbuch vorspielen. (Wichtig: Ohrenstöpsel griffbereit haben. Auch wenn Bobo der Siebenschläfer noch so herzig kichern mag..)

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#6 Das Neugeborene auf dem Rücken tragen.

Africa style! Dass man auch Neugeborene auf dem Rücken tragen kann, möchte ich am liebsten in die Welt herausschreien. Für mich war das wirklich ein Schlüsselerlebnis. Schade, fand ich’s erst beim zweiten Kind raus, denn es entlastet brutal. Während das schlafende Baby mir herrlich den Rücken wärmte, spielte ich mit meiner Grossen, kochte oder schrieb am Blog (umgedrehter Waschkorb unter dem Laptop dient als Erhöhung, falls das Baby eine sitzende Mama nicht akzeptiert).

Aber Achtung: Herkömmliche Tragen (wie z.B. Ergobaby) eignen sich keinesfalls für ganz kleine Babies. Die Tragehilfe muss aus Tragetuchstoff sein, um Babys Rücken richtig abzustützen. Bei der Riesenauswahl an Tragehilfen und Bindetechniken kann eine Trage-Beratung oder ein Testpacket hilfreich sein. Ich habe mich nach einer Internetrecherche und einem Testpacket für die Eimei-Baby entschieden, da ich lieber rasch zuschnalle als binde. Nach ein paar Versuchen, macht ihrs im Schlaf. Anleitung dazu gibt es hier.

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Und schliesslich, wenn alle Stricke reissen: #7 Lachen.

Das funktioniert immer. Auch wenn die Hälfte der Checklisten nicht erledigt wurde und der Schlaf seit Tagen an allerletzter Stelle kam. Einer Freundin anrufen, die Absurdität etwas distanzierter betrachten, sich selber weniger ernst nehmen und lachen. Notfalls schafft auch Internet Abhilfe, siehe hier, hier, hier und hier. Oder Gute-Laune-Musik aufdrehen, das Baby auf den Rücken schnallen, das Kleinkind in den Arm nehmen, gemeinsam singen und tanzen. Das Baby geniesst das Wiegen, die Grosse bestaunt kichernd Mamas Alberei und bald lacht auch die Mutter von Herzen wieder. Sich auf das konzentrieren, was man hat. Denn das ist meistens verdammt viel.

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Zum ersten Mal allein mit Kleinkind und Baby: 7 Ideen die die erste Zeit einfacher machen. Momhacks fürs Wochenbett und die erste Zeit als Mehrfachmama.

Bilder: © Ellen Girod

 

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