Unser Gastautor Lukas Heinser macht sich Gedanken über sein Leben als Vater. Gemeinsam mit Menschen, die man von früher kennt. Oder solchen, die gerade erst Eltern geworden sind. 

Was extrem erwachsen ist, ist Eltern sein. Das (also, zumindest: Vater) bin ich ja jetzt schon seit dreieinhalb Jahren und ich finde es einerseits extrem toll, weil mein Sohn so toll ist, und andererseits extrem nervig, weil es ja noch andere Eltern gibt. Dachte ich zumindest, denn wenn man beim Babyschwimmen, beim Kinderarzt oder im Kindergarten Menschen kennenlernt, tut man dies zuvörderst in ihrer Eigenschaft als Eltern: Wir haben uns hier und heute versammelt, um ein Zusammengehörigkeitsgefühl aufzubauen, ausgehend von der Tatsache, dass es uns allen gelungen ist, uns fortzupflanzen. Zusammen eine Generation, denn was bleibt uns übrig?

Sehr viel toller ist es, gemeinsam mit Menschen Eltern zu sein, die man schon aus anderen Kontexten kennt und mag. Ich war letzte Woche beim kettcar-Konzert und habe dort einige Freunde und Bekannte wiedergetroffen, die ich lange nicht gesehen hatte, und natürlich waren wir alle in der Zwischenzeit Eltern geworden und natürlich sprachen wir vor allem über Kita-Plätze und Schlafgewohnheiten und sowas, aber es war erstaunlicherweise toll, weil wir das nicht in unserer Funktion als Eltern™ taten, sondern als im Grossen und Ganzen immer noch relativ junge Konzertgänger, Biertrinker und Musikfans, zu deren mannigfaltigen Persönlichkeitsbildern eben auch der Umstand zählt, dass sie zuhause minderjährige Mitbürger beherbergen.

Interessant sind natürlich auch die Menschen, die gerade erst Eltern geworden sind: Sie kennen, wenn’s schlecht läuft, nur noch ein Thema, stellen einem Fragen, die man mit mehr als drei Jahren Abstand beim besten Willen nicht mehr beantworten kann (Mutter Natur war so klug, die ganzen Erinnerungen auszulöschen, damit es nicht nur Einzelkinder gibt), und lassen gleichzeitig eine Ahnung, wie nervig man selbst in diesem Stadium für andere (womöglich gar Kinderlose) gewesen sein muss. Aber irgendwann spielen ihre Kinder mit Deinen Kindern im Garten, ihr steht daneben, Bierflasche und Grillzange in der Hand, lächelt selig und denkt: „Erwachsensein — nicht nur immer scheisse!“

Diesen Text las ich in Lukas Heinsers sehr abonnierwürdigem Newsletter „Post vom Einheinser“ und bat ihn um eine Zweitpublikation. Vielen Dank, Lukas!