Heute im Tram. Ich müde, Tochter nicht. Will laufen.
Ich: „Hör mal am Hauptbahnhof wird es voll Leute sein und da bin ich froh, wenn ihr beide im Veloanhänger bleibt, das ist sicherer und wir kommen schneller durchs Gewusel.“
Tochter: „Ich hab eine gute Idee! Lass uns eine Station vorher aussteigen und gemeinsam über die Brücke zum Bahnhof laufen?“
Ich denke: „Oh nein! Aber warum eigentlich nicht..“
Und sage: „Ok, guter Kompromiss. Und am Bahnhof steigst Du dann wieder in den Veloanhänger?“
Tochter: „Jaaa!“
Wir also im Schneckentempo über die Bahnhofbrücke, anhalten wegen jeder Ente, meine Geduld definitiv am reissen. Zum Glück, nahte der Bahnhof, gleich kann ich die Kinder im Veloanhänger zum Gleis hieven. Da reisst meine Tochter so richtig fest an meinem Arm: „Dort, dort!“ Aufregung pur. Ich also den Veloanhänger mit der Jüngsten in der einen Hand, die Grosse an der anderen, im Rückwärtsgang um das „Dort, dort!“ zu sehen.
Und da stand es. Das Karussell an der Gemüsebrücke. Das Rösslirytschuel-Karussell, das nur Anfang Herbst dort steht. Und das Karussell auf dem ich zum letzten Mal mit ihr drauf war, als ihre kleine Schwester noch in meinem Bauch war. Und obwohl ich so sehr nach Hause wollte, dachte ich, jetzt mach mal was ganz anderes. Ich ging in die Hocke, sah ihr in die Augen und sagte voller Aufregung: „Meine Kleine! Du hast das Karussell entdeckt! Und jetzt gehen wir aber schleunigst dorthin, oder? Los! Zum Glück hast Du es entdeckt!“ Ihr hättet diese Augen sehen sollen. Diese schiere Zufriedenheit, Glück und Überraschung zugleich.
Wir drehten zu Dritt ein paar Runden auf dem Karussell und es war einfach nur schön. Wir kamen eine Stunde später als geplant nach Hause, na und?
Und wisst ihr was? Ich habe mir vorgenommen, meinen Kindern immer wieder eine extra Stunde zu schenken. Ihnen die Führung überlassen. Auch wenn ich oft gestresst bin und nicht auf ihre vielen Wünsche eingehen kann. Und unser Alltag immer hektischer wird, weil wir dort noch diesen Termin haben, hier noch jenes erledigen müssen. Diese kleinen Momente machen es aus.
PS: Wer ganz genau hinsieht, entdeckt hinter der Brücke das blau-weisse Dach unseres Karussells.
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Bildrechte: © Ellen Girod und The Cleveland Museum of Art
Vielen Dank <3
Da musste ich auf einmal einfach weinen als Du ja statt nein gesagt hast.
Oh Danke für Deine Offenheit, Anna! Diese Rückmeldung berührt mich zutiefst. Danke.
…ging mir gerade ganz genauso!
Super schöner Beitrag und ein guter Reminder auch mal loszulassen und zu nehmen was kommt und nicht was geplant ist.
Danke Dir <3
Hallo,
danke für diesen Denkanstoss. 🙂 Den habe ich heute gebraucht.
Grüße
Rebekka
Vielen Dank! Das zu lesen hat wirklich wirklich gut getan!
Liebe Ellen,
wie immer ein so wertvoller und dringend gebrauchter Beitrag!
Vielen Dank für all deine Mühen, Kinderbegleitung auf Augenhöhe zu hieven. Es ist so nötig… dies dann noch mit so viel Eleganz und Professionalität gepaart, macht dein Blog zu etwas besonderem. Daher wollte ich dich auch gerne für einen Mystery Blogger Award nominieren und vielleicht möchtest Du ja gar mitmachen…
Schaue sehr gerne vorbei!
Von Herzen
Melanie von Mama Natürlich
Was für ein schöner Beitrag, man sollte viel öfter auf seine Kinder hören uns sich treiben lassen 😉
Ein toller Tag den deine Tochter nie vergessen wird, sind es doch die Kleinigkeiten und die Zeit zusammen…die Kinder brauchen und an die man sich erinnert. Werde ich versuchen auch meiner Tochter zu schenken! Zeit und Aufmerksamkeit.
Schön geschrieben.. du hast so recht! Ich geniesse es auch immer wieder wenn es mal nicht nach Plan läuft.. 💕
Wunderschön Ellen! Diese extra Stunde werde ich mir auch zu Herzen nehmen ❤️ Auch wenn es mir auf dem Karussell schlecht geworden wäre 🙈
Gut gemacht 🙂 🙂 🙂
Herzensgrüsse