Viele Mütter finden sich nach der Geburt und auch Jahre später in der Zerreissprobe zwischen Muttersein und dem Wunsch nach Selbstverwirklichung. Wie geht Erfüllung als Eltern? Wofür brenne ich? Unsere Gast-Autorinnen, Anne Hackenberger und Amira Trümner zeigen auf, dass solche Fragen zum Muttersein dazu gehören. Und dass aus gefühlten Widersprüchen im Leben als Mutter eine Einheit entstehen kann und darf. 

Dieser Text erschien ursprünglich im (sehr tollen) Print-Magazin „Mit Kindern wachsen“. Vielen Dank an die Autorinnen und die Redaktion, dass wir ihn hier in digitaler Form publizieren dürfen.

Jede Frau hat ihre Geschichte zu erzählen über das Muttersein. Über den Anspruch es gut zu machen. Und über den grossen Wunsch, unseren Kindern die Liebe zu geben, die sie verdienen. Über die ungeheilten Wunden in uns, die unsere Kinder ans Licht bringen und die uns immer wieder dazu herausfordern, unsere Grenzen neu zu denken.

Manche Mütter haben auch eine Geschichte über ihre Sehnsucht zu erzählen. Denn neben dem Herz, das für die Kinder und die Familie schlägt, lebt in vielen von uns auch eine Vision, die wir verwirklichen wollen. Am Anfang ist diese Vision vielleicht einfach nur bemerkbar in einem Ahnen, einem Gefühl und Träumen, einer Sehnsucht. Vielleicht hat sie auch mit dem Wunsch zu tun, wieder anzuknüpfen an einem erfüllten Beruf, dem wir nachgegangen sind, bevor die Kinder da waren. Oder es gibt ein ganz konkretes Projekt, das wir verwirklichen wollen, das mehr Aufmerksamkeit braucht, um zu wachsen.

Wie geht Erfüllung? Wo ist mein Platz in dieser Welt?

Für viele ergibt sich nach der Geburt ihrer Kinder aber auch die Sinnfrage: Erfüllt mich das, was ich tue wirklich? Wo ist mein Platz in dieser Welt? Wie kann ich das, was in mir ist, mit anderen teilen und mich darin verwirklichen. Wofür lohnt es sich, die so wertvolle Zeit mit den Kindern zu „opfern“? Denn unsere Zeit ist plötzlich so unglaublich limitiert, wenn wir Eltern werden. Sie für etwas einzusetzen, was nicht wirklich wir sind, was uns nicht wirklich erfüllt, fühlt sich einfach nicht mehr richtig an. Also suchen wir nach dem, wo für wir brennen. Was uns ruft. Und finden uns oftmals in einer Zerreissprobe zwischen Muttersein und dem Wunsch nach Selbstverwirklichung wieder – denn wir haben nur ein Herz und nur ein Leben.

Manche Mütter stellen mehr die Kinder nach vorne und haben dann das Gefühl, etwas zu verpassen, zu wenig Raum zu haben, werden unzufrieden. Manche Mütter gehen ihrer Sehnsucht nach und haben ein schlechtes Gewissen gegenüber ihren Kindern und befürchten, kostbare Lebenszeit mit ihnen zu verpassen, zu wenig für sie da zu sein.

Um die notwendigen Veränderungen in der Welt zu bewirken, braucht es uns Frauen.

Erfüllt Muttersein und erfüllte Selbstverwirklichung zu erleben, ist wahrlich ein Weg der Meisterschaft. Bei dieser Meisterschaft geht es nicht darum, besonders „gut“ oder gar „besser“ zu werden. Vielmehr lädt dieser Weg ein, viele Vorstellungen über Bord zu werfen und Pionierin für den eigenen Weg zu werden. Das ist gar nicht so leicht, denn wir haben hier kaum Vorbilder. Frauen sind heute so gefordert wie selten zuvor. Alles „unter einen Hut zu bringen“ erscheint oftmals unmöglich.

Tatsache ist: Um die notwendigen Veränderungen in der Welt zu bewirken, braucht es uns Frauen. Frauen, die mit mutigen Ideen und ihren Visionen voran gehen. Und Frauen, die Kinder ins Leben begleiten, die mutig und stark genug sind, sich in einem System zu bewegen, das kurz vor dem Kollaps steht. Beides wird gebraucht und meistens brauchen wir auch beides, um uns erfüllt und glücklich zu fühlen.

Erfüllung: Wie kann ich meinem Kind ein Vorbild darin sein, glücklich, erfüllt und zufrieden zu leben?

Wie kann beides zusammen funktionieren? Es sind oft unsere Bilder von einer guten Mutter, einem guten Vater, die uns so atemlos machen. Jesper Juul und Maria Montessori, Emmi Pikler und Gerald Hüther ziehen ein. Attachment Parenting, Mindful Parenting, Artgerecht und Windelfrei. Und die Idee, wir müssten immer funktionieren, Plätzchen backen, nie ausrasten und last but not least: Stets verfügbar sein.

Am Ende des Tages wollen sich unsere Kinder geliebt fühlen. Und das tun sie nicht, wenn wir sie aus einem unhaltbarem Anspruch oder schlechtem Gewissen „übermuttern“. Dann haben nämlich auch sie ein schlechtes Gewissen. Dafür, dass sie uns offensichtlich eine Last sind. Kinder wollen frei sein, so wie wir selbst auch. Wir dürfen hier (gemeinsam) lernen nicht mehr aus der Perspektive: „Wie wäre die perfekte Mutter?“ zu schauen, sondern „Wie kann ich meinem Kind ein Vorbild darin sein, glücklich, erfüllt und zufrieden zu leben? Wie kann ich meinem Kind das Gefühl geben, dass sein Platz in meinem Leben sicher und gewollt ist?“

Fragen wie diese können uns helfen, in Zeiten grosser Herausforderungen und Entscheidungen, in Kontakt mit unserem Herzen zu bleiben und uns nicht zu zerreissen. Manchmal braucht es allerdings auch eine echte Umstrukturierung der Familie. Weg vom „so lässt es sich organisieren“ hin zu „so macht es uns glücklich.“ Das klingt leicht. Aber es ist, wie zu Anfang gesagt, eine Meisterschaft. Denn es bedeutet, wirklich zu fühlen und ehrlich mit sich selbst zu sein. Was brauche ich? Und was brauchst du? Was brauchen wir?

Wir wissen wie Leben geht. Wir gebären es seit Jahrmillionen.

Alles findet seinen Platz, wenn wir uns in die Mitte stellen. Wenn wir uns erlauben, unsere Erschöpfung zu fühlen. Die Überforderung. Die Scham, das schlechte Gewissen, die Schuldgefühle. Die Ratlosigkeit. Und die Sehnsucht. Und auch, wenn da anfangs noch viele Stimmen sind, die uns ihren kritischen Rat zu rufen, wird irgendwann eine neue Stimme auftauchen, die wir langsam als unsere eigene erkennen. Ein leises Flüstern in unserem Herzen, das mehr und mehr zu einem lauten Ruf wird, wenn wir uns ihm zuwenden. Eine Stimme, die bei uns bleibt, wenn wir durch den Alltag surfen, die Kinder vorsorgen, unsere Arbeit erledigen. Die uns klar sagt, was wir selbst brauchen und wollen, was unsere Kinder von uns brauchen und die Situation wirklich von uns braucht. Dann wird es möglich, gut für uns selbst und unsere Kinder zu sorgen.

Ein guter Weg, um leichter zu erkennen, was gerader „dran“ ist und was nicht, ist, sich wieder mit der eigenen Körperweisheit zu verbinden. Es ist ein achtsames Hineinspüren in den eigenen Körper, ein Lauschen auf das Wissen meines Körpers. Was spüre ich dort? Wenn wir in unseren Körper kommen, lernen wir in uns zuhause zu sein. Wissen und Weisheit darum wie es geht, eine nährende Mutter zu sein und unserem Platz in der Gemeinschaft einzunehmen, leben in jeder Frau. In jeder Zelle. Wir wissen wie Leben geht. Wir gebären es seit Jahrmillionen.

Eine Stunde am Tag, einen Tag im Monat und eine Woche im Jahr nur für uns.

Wenn wir unseren eigenen Raum nicht mit uns selbst füllen, dann wird er nicht leer bleiben. Im Gegenteil: Alles mögliche nimmt darin Platz: Die Bedürfnisse unserer Kinder, der Partner, die Freunde. Es fällt uns Frauen oft sehr schwer, für uns selbst einzustehen. Und auf diesem Weg dürfen wir es lernen. Manchmal hilft da auch eine klare Regel: Eine Stunde am Tag, einen Tag im Monat und eine Woche im Jahr nur für uns. Die restliche Zeit gehört, wenn wir wollen, unseren Kindern, unserem Partner, unserer Partnerin, unserer Arbeit. Wir sind damit auch unseren Kindern ein wundervolles Vorbild dafür, wie Selbstfürsorge geht. In dem wir unsere eigenen Grenzen liebevoll beschützen, lehren wir auch unsere Kinder, ihre eigenen Grenzen zu wahren. In dem wir gut für uns sorgen, erlauben wir auch unseren Kinder, ihre Integrität zu wahren.

Was will ich eigentlich vom Leben?

Wenn wir etwas Zeit für uns finden, dann kommen oft die Fragen ans Licht, die wir im geschäftigen Alltag nicht laut stellen. Was will ich eigentlich vom Leben? Wo ist mein Platz und was ist meine tiefere Bestimmung? Bestimmung ist keine im Aussen gelebte Beschäftigung, sondern die in uns wach gewordene Liebe unseres Lebens. Es ist das, was sich durch uns erfüllt, wenn wir uns erlauben, ganz wir selbst zu sein. Wir müssen dafür niemand anders werden und nirgendwo anders hin. Wir dürfen dabei genauso wie beim Muttersein Masken und Bilder von uns selbst fallen lassen. Vorstellungen los lassen. Es nicht nach Plan machen. Lieben. Die eigene Bestimmung zu leben, ist dem Weg des Mutterseins deswegen sehr ähnlich, denn es geht um tiefes und authentisches Einlassen und präsent sein. Daraus entsteht eine neue Wirklichkeit, für die wir wie geschaffen sind und die wir nicht mühsam erschaffen müssen.

Erfüllung als Eltern ist möglich, Muttersein und Selbstverwirklichung zu leben ist möglich.

Wir Frauen sind Schöpferinnen und verbunden mit dem weiblichen Prinzip des Empfangens, Austragens und Gebärens. Wir gebären Kinder und Projekte. Wir gebären gewissermassen auch die Welt um uns herum. Jeden Tag. Je mehr wir unser Leben im Einklang mit uns selbst bringen, desto leichter gelingt jede Art von Geburt – die unserer Kinder, aber auch die unserer Projekte.

Eine Frau die weiss, wer sie ist, die weiss, dass sie ihren Signalen vertrauen kann, kommt ganz automatisch in ihre Kraft und findet ihren ganz eigenen Weg. Sie kann ihren Platz einnehmen in der Welt. Spüren, wo sie wirklich gebraucht wird. Wohin ihr Herz sie ruft. In aller Klarheit und voller Liebe. Denn das ist die Essenz von dem, was wir wirklich sind. Die reine Kraft, die reine Liebe. Wir alle kommen um Liebe zu erfahren und Liebe zu schenken. Mit unserem ganzen Sein. Wir haben es nur vergessen. Wenn wir uns erlauben, das zu sein, was wir wirklich sind und dies weitergeben an unsere Kinder, dann sind wir vollständig.

Als Mutter. Als Frauen. Als Menschen.

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Anne Hackenberger

Anne Hackenbergers Text über Erfüllung als Mutter

Anne Hackenberger (39) ist Paar-und Familientherapeutin, Achtsamkeitslehrerin und Beziehungsforscherin. Als Lehrerin für Mindfulness Based Childbirth and Parenting eröffnet sie werdende Eltern bereits in der Schwangerschaft einen Zugang zur Achtsamkeitspraxis. Anne unterstützt Eltern dabei, gut für sich selbst UND ihre Kinder zu sorgen und ein (Familien-)Leben zu gestalten, das in Einklang mit den Bedürfnissen aller Familienmitglieder steht und gemeinsames Wachstum ermöglicht. Sie leitet Seminare und Ausbildungen im Themenfeld Achtsamkeit und Familie und ist Teil des Mit-Kindern-wachsen Teams von Lienhard Valentin. Das Thema „Beziehung“ steht für sie im Vordergrund, denn der Liebe zu begegnen ist aus ihrer Erfahrung einer der stärksten Motivationsfaktoren für Veränderung und Entwicklung.

 

Amira Trümner

Amira Trümner (37) ist Ausbilderin und Mentorin. Ihre Leidenschaft liegt darin, Menschen zu ermutigen, sich selbst zu leben. Die Ausbildung der eigenen Fähigkeiten und Qualitäten ist dabei genauso wichtig, wie das Erfassen der eigenen Vision und der eigenen (Lebens-) Aufgaben. Für viele Menschen entsteht dabei das Gefühl „in sich zu Hause zu sein“, wodurch sie die Welt zu einem Ort machen, der beseelt und friedvoll ist. Besonders in Zeiten der Veränderung und des Wandels erschließt sie mit den Menschen gemeinsam neue Perspektiven, die sowohl individuell, als auch kollektiv in die Zukunft führen und erfülltes Leben ermöglichen. Die Seminare finden deutschlandweit, in der Schweiz und Online statt.

 


Das Titelbild hat die Familienfotografin Simona Dietiker on Momoland Photo gemacht. 

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