Fahrradtour mit Kindern: 11 Tipps für stressfreien Urlaub auf Rädern www.chezmamapoule.com-5

Sechs Fahrräder, vier Kinder, zwei Frauen: sechs Tage unterwegs. Und 11 Tipps für müheloses Radeln mit einer kunterbunten Truppe.

Bei unserer ersten Fahrradtour mit Kindern waren wir zu acht unterwegs, da kamen die Papas der Kinder auch mit. Wir fuhren an einem Tag von Zuhause in die nächste Jugendherberge und am anderen – nach Ostereier- und Kindergarten-Tasche-Suche – wieder zurück. Die vier Kinder waren da ein Jahr, zwei, vier und fünf Jahre alt. Dieses Jahr hatten die Männer leider keine Zeit, so sind meine Freundin Karin und ich alleine losgezogen. Die Kinder sind nun vier Jahre älter und schon Profis – und wir auch.

Wir haben unsere Fahrräder plus ein Anhänger und ein Follow-me (das ist das Ding, mit dem man ein Kinderfahrrad anhängen kann) sowie sämtliche Fahrradtaschen in die Bahn gehievt und sind nach Konstanz gefahren (ach ja, Endstationen eignen sich sehr – da kein Stress beim Aussteigen). Und es klappte wunderbar! Die Kinder halfen grandios mit und fanden die Veloferien wiedermal grossartig, wir Mütter konnten es geniessen und einfach sein.

Wenn auch ihr eine mehrtägige Fahrradtour mit Kindern plant, kommen hier unsere besten Tipps:

#1 Flache Route wählen

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Bei der Routenwahl sind das unsere wichtigsten Kriterien: So flach wie möglich (für Fahrradkarten-Lesende: Es sollte nicht mal ein Ein-Pfeiler haben) und rund 20 Kilometer pro Strecke (je nach Alter der Kinder). Ausserdem: gute Übernachtungsmöglichkeit und praktische Zugverbindungen – mehr als ein oder zwei Mal umsteigen muss nicht sein. Auch wenn die Kinder und wir nun ein eingespieltes Team sind.

Das war unsere Route: Konstanz – Radolfzell (genauer Markelfingen) – Bodman – Überlingen – Konstanz via Affenberg – Mainau und zurück nach Konstanz

#2 Sich viel Zeit nehmen

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Die meiste Zeit haben wir neben dem Fahrrad verbracht. Morgens beim Aufstehen und Rumtrödeln in der Jugendherberge. Auf Spielplätzen. Am Bodensee beim Steine reinwerfen. Beim Picknicken. Beim Glacé schlecken. Beim Schlendern durch Städtchen. Beim spontanen Pedalo fahren. Beim Affen füttern auf dem Affenberg. Beim Erkunden des neuen Übernachtungsortes.

#3 Spontan sein

Ein toller Spielplatz auf dem Weg? Auf geht’s. Wir beiden Frauen geniessen es derweil den Hafen anzuschauen. Platter Reifen? An die Arbeit. Zusammen flicken, Schlauch testen und pumpen: Das interessiert die beiden grossen Kinder sehr. Die Jüngeren spielen in der Zeit einfach am Boden herum. Anstatt wie geplant das Städtchen zu besichtigen, gehen wir im Bodensee baden (nur für Kälteunempfindliche) und merken dann, dass man dort Pedalos mieten kann. Machen wir. Die Kinder gehen abklären und sind Feuer und Flamme. Wir auch. Und schon strampeln wir fast über den See.

#4 Einen Plan B haben

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Weil wir spontan sein möchten, haben wir lange geplant. Endstation beim Zug ist ein Muss, nur so können wir locker all unsere Farhrräder mit Gepäck ausladen. Denn mit sechs Fahrräder ist man mindestens auf zwei Zugabteile verteilt. Und beim IC müssen wir die Räder unseres Fahrradwagens abmontieren (ja, wir haben ausgemessen, dass mein Anhänger schmaler ist als der von Karin). Alle Veloetappen wären in zwei (maximal drei) Stunden zu bewerkstelligen im Tempo des Kleinsten, der noch keine Gänge an seinem 16-Zoll-Fahrrad hat. So können wir einen ganzen Morgen mit platten Reifen reparieren verbringen, anschliessend Pizza essen gehen und so anstatt morgens um 10 Uhr erst um 14 Uhr losfahren. Zudem haben wir den Schiffsfahrplan studiert und wissen, wo wir allenfalls ins Schiff oder den Bus einsteigen könnten um zum Übernachtungsort zu gelangen.

#5 Machen lassen

Die Kinder sind bei uns mit Eifer dabei: sicher beim Spielen, manchmal beim Velofahren, manchmal beim Gepäck hochtragen. Dabei bleibt nicht immer alles heil. Henu. Die zwei Grossen wagen zusammen schon ordentliche Projekte: Karte studieren, Pedalo-Miete abklären, nach dem Weg fragen. Die Jüngeren beiden laufen da gerne mit.

#6 Unterkünfte buchen

Siehe Plan B. Wir haben alle Unterkünfte im Voraus gebucht. So gab es ein Ziel und wir mussten nicht mit Hunger oder müde auf Unterkunftssuche gehen. Zudem sind sechs Leute und ebenso viele Fahrräder und Gepäck doch eine recht Horde. Jugendherbergen eignen sich hervorragend. Aber auch verständnisvolle B’n’Bs.

#7 Regional einkaufen

Bei einer Badi wies uns ein Herr zum besten Eis-Verkäufer des Ortes. Mmmhh! Im nächsten Dorf entdeckten wir ein offenes Scheunentor, drinnen wurden Äpfel aus der Region verkauft. Alle Kinder durften sich einen Apfel nehmen, wir kauften frische Früchte, einen feinen Saft (Glasflasche – ach egal, wir werden schon irgendwo einen Glas-Container finden) und etwas alkoholisches aus der Region für die Mamas am Abend (siehe Glas…). So macht das Einkaufen allen Spass, wir probierten viel aus und mussten nie allzu heftig schleppen.

#8 Wenig packen, dreckig sein

Die Velokleider waren eh am ersten Tag schmutzig, die Radler-Beine auch. Wir nahmen so wenig Wäsche wie möglich mit: Eine Velofahr-Garnitur, Abend- oder Ausgeh-Klamotten, Pyjamas (die man auch zum Velofahren nutzen kann), Jacken, Regenkleider. Natürlich noch etwas frische Unterwäsche. Wer ein Pfadi-Kind hat oder selber eines war, weiss: frische Wäsche wird total überschätzt. Oft haben wir am Abend noch kurz mal ein Shirt oder eine Hose ausgewaschen und am nächsten Tag im Fahrtwind am Veloanhänger getrocknet. Lieblingskuscheltiere kommen natürlich mit. Star-Wars-Buch auch. Ein Nachtlicht, damit man in der Jugi das WC findet. Funkgeräte, damit die Jungmannschaft sich auch auf dem grossen Spielplatz findet.

#9 Essen geniessen

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Nutella in der Jugendherberge: Was für ein Start in den Tag! Die Kinder waren begeistert. Oder der Toast-Automat. Oder das orientalische Frühstück in einem kleinen Lokal in Überlingen. Picknick auf dem Affenberg. Glacé-Essen und Steine in den See werfen. Wir haben uns alle Zeit genommen, es gemeinsam zu geniessen.

#10 Gutes Material mitnehmen

Vor allem gute Velos und noch bessere Regenkleider. Letztes Jahr wurden wir mehrmals abartig verregnet. Es hat wirklich grandios geschüttet. Klar, waren wir nass. Aber nur die erste Schicht. Darunter waren alle Kleider wunderbar trocken. Bei den Fahrrädern der Kinder achten wir drauf, dass die leicht sind, damit sie nicht schwer treten müssen (ausser bei der Grossen, die darf auch schon Gepäck schleppen). Dazu haben wir einen leichten Fahrradanhänger – so leicht, dass wir dieses Jahr einen Tag mit halb angezogener Bremse gefahren sind. Wichtig sind auch wasserdichte Taschen (siehe letztes Jahr) – nasse Lieblingskuscheltiere oder Star-Wars-Bücher könnten bei uns ein Weltuntergang auslösen.

#11 Lachen

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Oft und viel und gemeinsam. Über Pannen. Über Regen (dieses Jahr nicht). Über uns. Über Situationen, die nur Eltern kennen: Abends im Treppenhaus der Herberge sitzen, weil es keine Lounge in der Nähe der Zimmer der schlafenden Kinder gibt. Also, auf der Treppe aus Zahnputzbechern Brombeer-Likör aus der Region geniessen und über die Welt nachdenken – oder auch nur: «Gell, morgen gönnen wir uns und den Kinder wieder ein Glacé?»

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Bilder: © Karin Kaufmann, Michael Herger, Barbara Ehrensperger

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