It’s a… podcast! Aletha Solter sagte mal so schön: „Statt unsere ’schwierigen‘ Kinder zur Therapie zu bringen, sollten wir besser selbst hingehen.“ Meinen Podcast „go hug yourself!“ zu launchen, war wohl sowas wie meine persönliche Corona-Krise-Therapie. Wie genau ich das meine und was das Konzept des Podcasts ist, erfährst Du in diesem Beitrag.
Seit bald fünf Jahren befasse ich mich mit dem Thema «Leben mit Kindern auf Augenhöhe». Damals als ich meine Neugeborene Tochter in den Armen hielt, prasselte eine Menge ungebetener Ratschläge auf mich ein: Ich solle das Kind im Gitterbettchen schreien lassen, ich soll sie nicht stillen, mit dem Fläschchen würde sie besser schlafen und überhaupt: Ich dürfe das Kind nicht verwöhnen, denn sonst würde sie mir bald auf der Nase rumtanzen. All diese Tipps fühlten sich ungut an, denn wenn ich meine kleine, wehrlose Tochter ansah, war mir klar, das ist nicht Art und Weise, wie ich über mein Kind denken will.
Ich fing also an traditionelle Erziehungsmuster zu hinterfragen. Meine Recherchen brachten mich zu Büchern von Alfie Kohn, Maria Montessori oder Jesper Juul und ich fand darin nicht nur Erziehungstipps, sondern vor allem ganz viel Anregung über unsere Gesellschaft und über die Art und Weise, wie wir mit einander leben und wie wir uns lieben. In diesem Webmagazin (chezmamapoule.com) fing ich an meine Recherchen mit anderen Eltern zu teilen und das fand hohen Anklang: chezmamapoule.com verzeichnet heute bis 100’000 unique visits pro Monat, wem Onlinemarketingsprache nichts sagt, das sind 100’000 Menschen im Monat, die meine Texte lesen. Täglich erreichen mich Nachrichten meiner Leserinnen und Leser mit Rückmeldungen, Kritik und Fragen. Und je länger ich mich mit euch austausche, je länger ich mich mit dem Projekt «Augenhöhe» befasse, desto klarer wird mir, dass es in unserer Gesellschaft diesbezüglich noch sehr viel zu tun gibt.
„Konflikte zu vermeiden, ist Werk der Politik, den Frieden aufzubauen, ist Werk der Erziehung.“
Es gibt viele Dinge, die mir erst klar wurden, als ich selbst Mutter war. Eins davon ist die verächtliche Art und Weise, mit der unsere Gesellschaft mit Kindern (aber auch mit Müttern) umgeht. Schauen wir uns an, wie wir über Kinder reden: Begriffe wie «Schreibaby» oder «Trotzkinder» ja sogar «Arschlochkinder» scheinen völlig normal, was aber wenn man Erwachsene als «Schreimutter», «Trotzvater» oder gar «Arschlocheltern» nennen würde? Wie sollen unsere Kinder selber Respekt und Wertschätzung lernen, wenn wir sie von klein auf so despektierlich behandeln?
„Konflikte zu vermeiden”, schrieb einst Maria Montessori, “ist Werk der Politik, den Frieden aufzubauen, ist Werk der Erziehung.“ Dafür wurde Montessori für den Friedensnobelpreis nominiert. In unserer globalisierten Welt, in der Fledermäuse auf einem Tiermarkt in China die Weltwirtschaft lahm legen, müssen wir vernetzt denken. Erkennen, dass alles zusammenhängt. Unter anderem dass die Art und Weise wie wir heute mit unseren Kindern umgehen, die Welt von morgen prägen wird. Es ist Zeit, Erziehung neu zu denken. Und es ist Zeit, Carearbeit viel mehr Anerkennung zu zollen. Und all den Kitaerzieherinnen, all die Nannys, Lehrpersonen aber auch Mütter und Väter, die gleiche Wertschätzung (bzw. Entschädigung) zu geben, wie Professorinnen an den Unis oder hochrangigen Politikern.
Diesen Fragen möchte ich in „Go hug yourself!“ nachgehen
Ich weiss, das alles klingt nach sehr viel Verantwortung. Verantwortung für moderne Eltern, die ohnehin schon oft überfordert sind von Karrieredruck, Ehekrisen, Schafmangel und endlosen Todo-Listen. Dazu kommen je nach Alter des Kindes: Fremdbestimmung, Scham- und Schuldgefühle dazu. Wie sollen wir nun dieses respektvolle Augenhöhe-Ding lernen, wenn wir es als Kinder selbst nicht erfahren haben?
Diesen Fragen möchte ich in diesem Podcast „Go hug yourself!“ nachgehen. Eigentlich war ich seit fast einem halben Jahr in Gesprächen mit einem Schweizer Magazin bezüglich eines gemeinsamen Podcast. Doch die Corona-Krise machte mir auch hier einen Strich durch die Rechnung: Der Auftrag wurde mir gestrichen. Und so stehe ich nun da, ohne einen bezahlten Job, dafür mit einer Menge Ideen. Und irgendwas in mir sagt mir, ich soll es einfach selber machen. Gerade jetzt gerade in dieser Corona-Krise. Die uns so sehr zum Nachdenken und Reflektieren bringt. Ich habe wirklich das Gefühl, dass es das Universum, oder Gott, oder Buddah oder Allah oder sie alle zusammen, es verdammt gut mit uns meinen.
Unsere Welt besser machen, in dem wir bei uns selbst beginnen
In dieser Krise wurde uns klar: We’re in this together. Wir sitzen alle im gleichen Boot. Alles hängt zusammen. Und sehr viele Menschen zeigen sich von ihrer besten Seite: Wir handeln solidarisch, zeigen unsere Menschlichkeit und helfen einander. Sehr viele von uns kommen gerade ins Reflektieren: Wir beschäftigen uns mehr mit uns selbst, mit Projekten, von denen wir schon immer träumten, wir nehmen uns Zeit um uns zu fragen: Was will ich wirklich? Was sind die wirklich wesentlichen Dinge für mich? Und wir haben alles: Wir haben Internet und wir haben einen Stift und Papier, die meisten von uns können sprechen oder schreiben. Unsere Generation hat heute viel mehr Ressourcen und einen immensen Zugang zu Informationen, die unsere Eltern damals noch nicht hatten. Wir können unsere kleine Familienwelt besser machen und somit ein Stückweit auch die grosse Welt um uns herum. Dabei können wir bei uns selbst anfangen.
Go hug yourself! als Ergänzung zu Chezmamapoule.com
In diesem Podcast go hug yourself!, möchte ich den Fokus von Kindern auf Eltern lenken. Aletha Solter sagte mal so schön zum Magazin wir eltern: „Statt unsere ’schwierigen‘ Kinder zur Therapie zu bringen, sollten wir besser selbst hingehen.“ In go hug yourself! möchte ich gemeinsam mit Dir lernen, wie wir Eltern bei uns anfangen können. Wie wir mit uns selbst auf Augenhöhe leben können, wie wir kleinere und grössere Krisen als Chancen nutzen, um innerlich zu wachsen und wie wir die Eltern, die Menschen werden, die wir schon immer sein wollten. In diesem Podcast möchte ich Themen aufgreifen wie: Persönlichkeitswachstum, Selbstmitgefühl, Achtsamkeit, Yoga, Bewegung, Beziehungen, achtsame Kommunikation und Selbstverwirklichung. Und in jeder Episode ein bestimmtes Thema aus dem Blickwinkel von Eltern ausleuchten und zwar in Gesprächen mit Leuten die viel davon verstehen.
Ich würde mich freuen, wenn Du Dich mit mir auf diese Reise zu sich selbst begibst. Diese Reise kann auch ein grosses Geschenk an unsere Kinder sein. Denn ich bin überzeugt, dass wir erst mit unseren Kindern auf Augenhöhe leben können, wenn wir gelernt haben mit uns selbst auf Augenhöhe zu leben. Insofern stellt sich – frei nach Brené Brown – nicht mehr so sehr die Frage: «Mache ich in der Erziehung alles richtig?» als vielmehr: «Verhalte ich mich als Erwachsene so, wie mein Kind sich vielleicht später auch mal verhalten soll?» Oder wie es der Komiker Karl Valentin mal so schön sagte: «Wir brauchen unsere Kinder nicht zu erziehen, sie machen uns sowieso alles nach.»
Hier findest den neuen Podcast
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Titelbild: ©Simona Dietiker
Dieses Interview gibt es auch zu hören auf Go hug yourself!
Ja, ich weiss, Du hast es bestimmt schon mal gelesen. Und es ist mir alles andere als angenehm, Dich um Geld zu bitten. Fakt ist aber: die Zukunft von chezmamapoule.com ist nicht sicher. Wenn Du dieses Webmagazin regelmässig liest, möchte ich Dich ermutigen, Mama-Poule-Mitglied zu werden. Stelle sicher, dass das Projekt besteht und unterstütze es mit einem Kleinstbeitrag: So funktionierts Danke!
- Übersicht der Episoden von “go hug yourself!”
- Chezmamamoule.com – Mit Kindern auf Augenhöhe
- Elternsein: Haben wir es uns zu schwer gemacht?
- Selbstmitgefühl für Eltern: Wie wir Freunde mit uns selbst werden
Das Titelbild hat die Chez-Mama-Poule-Fotografin Simona Dietiker gemacht. Falls auch Du solche Bilder von Deiner Familie willst: Momoland Photo.
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Bildrechte: ©SimonaDietiker