Hilf mir, es selbst zu tun, Jackenaufhänger und Selbständigkeit
Hilf mir, es selbst zu tun: Wie ich dieses berühmte Zitat von Maria Montessori verstehe. Und davon was ein Jackenaufhänger (ein simples DIY, für das ihr nur 2 Minuten benötigt) mit der Selbständigkeit zu tun hat.
Wenn ich von Montessori zu Hause erzähle, höre ich oft: Ach, das können doch nur Eltern, die zu viel Zeit haben um sich da einzulesen, pädagogisch wertvolle Aktivitäten zu organisieren oder kindgerechte Möbel zu schreinern. Oder: Das ist alles schön und gut, aber leider nur für Kinder, deren Eltern sich die teuren Montessori-Schulen leisten können.
In meinen Augen braucht es aber weder Geld noch übermässig viel Zeit um ein Montessori in den Familienalltag zu integrieren. Für mich als Mutter ist Montessori ein Lebensstil. Es ist die Art und Weise wie ich meinem Kind begegne. Montessori-inspirierte Spielideen und DIY-Möbel sind dabei tolle Begleiterscheinungen ebendieses Lebensstils, aber nicht seine Essenz.
Was ist die Montessori-Essenz? Für mich ist es derzeit: Mit meinen Kindern auf Augenhöhe leben, sie genauso wie andere (erwachsene) Menschen zu respektieren. Sie aufmerksam und empathisch zu beobachten. Ihre Bedürfnisse und Gefühle zu verstehen versuchen und diesen Raum zu geben. Und all das mit dem Ziel: Zu erkennen, wie ich meinen Kindern dabei helfen kann, sich zu starken, eigenständigen und verantwortungsvollen Individuen zu entwickeln.
Hilf mir, es selbst zu tun
Ein wichtiger Leitsatz für mich ist dabei: Hilf mir, es selbst zu tun. Das verstehe ich eher so: Halte mich nicht davon ab, es selbst zu tun. Übernimm keine unnötigen Schritte für mich, lass mich selber machen. Im Alltag bin ich nämlich oft versucht, Dinge für meine Kinder zu erledigen. Denn es geht deutlich schneller und unkomplizierter – für mich. Meine „Hilfe“ verstehe ich deshalb oft darin, meinen Kindern Zeit zu lassen. Und die Umgebung so anzupassen, dass sie möglichst vieles selber tun können.
Was natürlich nicht heisst, dass ich meinen Kindern die Selbständigkeit aufzwinge. Es ist nicht schwer zu übersehen, ob sie Selbständigkeit motiviert (leuchtende Augen sind ein zuverlässiger Indikator), oder ob sie mich bitten ihnen zu helfen, weil sie schlicht nicht weiterkommen. Im letzteren Fall helfe ich gerne: So wenig wie möglich und so viel wie nötig. Vielleicht haben sie auch einfach mal Lust, mich bei irgendeiner Tätigkeit dabei zu haben und sehen meine Hilfe als eine Aufmerksamkeit. Das ist bei mir selbst ja auch nicht anders: Ich geniesse es, wenn mein Mann mir ab und zu einen Tee serviert oder mir in die Jacke hilft.
Mein Ziel ist es nicht, aus meinen Kindern möglichst schnell kleine Erwachsene zu machen. Mein Ziel ist, dass meine Kinder nicht denken: „Ich bin bei jeder Bewegung auf meine Eltern angewiesen“. Sondern dass sie merken: „Ich kann das selber!“. Dass sie sich zutrauen Alltagsdinge selber anzupacken. Dass sie erfahren, wie kompetent sie sind und ihr Selbstbewusstsein nicht verlieren. Und eins kann ich sagen: Wenn diese Maschinerie erstmal losgeht, werdet ihr nicht mehr aufhören wollen, euren Kindern helfen zu wollen, es selbst zu tun.
Konkrete Beispiele
Doch wie nimmt man Kindern nicht unnötig viel Arbeit ab? Ein paar konkrete Beispiele aus unserem Alltag. Diese kann ich je nach Situation (manchmal bin ich in Eile) natürlich nicht immer zu 100 Prozent um, aber ich übe mich darin ;- )
- Statt meine Tochter rasch die Jacke anzuziehen, versuche ich uns genug Zeit einzuräumen, so dass sie sich z.B. ihren Jackenreissverschluss selber zuziehen kann.
- Den Schuh so zu drehen und die Schuhlasche hochzuziehen, dass sie diesen einfach selber anziehen kann.
- Statt ihr eine Trinkflasche ganz zu öffnen, schraube ich diese nur ein klein wenig auf. Und sie kann den Flaschendeckel dann selbst zu Ende aufschrauben.
- Statt fertige Antworten auf ihre (unheimlich spannenden) Fragen zu liefern, versuchen wir Antworten gemeinsam herauszufinden.
- Statt ihr die Hände zu waschen, zeige ich ihr, wie sie ihrem Körper selber Sorge tragen kann.
- Beim Zähneputzen putze ich ihr die Zähne natürlich nach, aber der Lead ist möglichst bei ihr.
- Anstatt das Spielzeug für sie aufzuräumen, versuche ich so einzurichten, dass übersichtlich und klar ist, was wohin gehört. Und bevor sie zu einer neuen Beschäftigung rübergeht, wird die alte rasch aufgeräumt. Gerne auch gemeinsam.
- Anstatt ihr fertiges Essen zu servieren, lade ich sie dazu ein, gemeinsam Brot und Pizza zu backen; ich zeige ihr, wie wir Tomaten anpflanzen können und versorge das Geschirr und Besteck in den tiefen Küchenschränken, damit sie beim Tischdecken helfen bzw. gemeinsam mit uns den Geschirrspüler ausräumen kann.
Mehr Selbständigkeit dank der kleinen Alltagsdinge
Um die Selbständigkeit nicht einzuschränken, brauchen wir also keine allzugrossen Anschaffungen. Vielmehr geht es um die kleinen Dinge im Alltag. Ich habe gemerkt, dass vieles eine Frage der Ordnung und Organisation ist, die es meinen Kindern einfach macht, selbständig zu sein. Vor allem wenn es darum geht, unserer gemeinsamen Wohnung sorge zu tragen: Die Schuhe haben bei uns einen festen Platz in einem Korb (Beispielsbilder findet ihr im Beitrag über unsere Kindergarderobe) und die Jacken und Malschürzen hängen auf tief angebrachten Kleiderhacken an der Wand.
Weil aber nicht alle Kinderkleider über einen für die kleinen Hände genug grossen Kleideraufhänger verfügen, habe ich nach einem simplen Trick für den Jackenaufhänger recherchiert. Und gefunden und natürlich für euch verbloggt. Hier kommt ein simpler DIY-Trick für den Jackenaufhänger und eine etwas aufwändigere Nähanleitung. (Und falls hier Kinderkleiderdesigner*innen mitlesen, denkt bitte an die Selbständigkeit der Kinder bei euren künftigen Designs ;- )
2-Minuten-DIY: Jackenaufhänger selber anbinden
Ihr braucht dafür lediglich ein Stoffband und eine Jacke mit einem Etikett oder schmalen Jackenaufhänger:
Das Stoffband zieht ihr durch das Etikett hindurch:
Macht einen Knoten und dreht diesen ins Etikett rein:
Und schon können kleine Hände die Jacke selbständig aufhängen:
Alternative Variante: Jackenaufhänger selber annähen
Manche Jacken verfügen nicht über ein Etikett, dann kann man die Jackenaufhänger auch annähen.
Das braucht’s (dieser Teil enthält affilliate Links*)
- Schere
- Nähfaden
- Nadel
- Ein festes Stoffband ca. 20mm breit (Ich habe in einem grösseren Kaufhaus die Nahtbänder von Gütermann in der Farben 4565, 4280 und 4990 gekauft. (Falls Amazon nicht euer ist und ihr gleich losgoogelt: Ich liess mir sagen, dass solche Bänder in der Fachsprache auch Webband, Aufhängeband, Schrägband oder Schürzenband heissen.)
- Massband
- Stecknadeln
- Fingerhut
So geht’s
Damit beim Nähen nichts verrutscht, das Band in der Kragenmitte mit Stecknadeln feststecken:
Der Aufhänger zeigt nach unten und war in unserem Fall (Kinder 1.5 und 3.5 Jahre alt) ca. 8cm breit:
Nun mit der Nàhmaschine oder von Hand annähen: Wer sich an den Nähunterricht nicht mehr erinnern mag, findet hier eine tolle Anleitung: Steppstich.
Ich hab den Steppstich doppelt vernäht, weil meine Kinder gerne an den Jacken bzw. wie in diesem Beispiel Malschürzen gerne etwas „hängen“ bleiben und so sollte es sicher gut halten.
Et voilà
Inspiriert? Speichere die Idee mit dem Jackenaufhänger für später auf Pinterest:
*Transparenz: Dieser Beitrag enthält Werbung für diverse Produkte, ohne Auftrag und Bezahlung. Ich habe alle Artikel für diesen Beitrag selbst gekauft. Die Verlinkungen sind sogenannte Affilliate Links. Das heisst, wenn ihr auf den Link klickt und ein Stoffband oder sonst etwas danach bei Amazon kauft, bekomme ich eine klitzekleine Provision und Amazon dafür ein bisschen weniger Marge. Für euch entstehen dadurch natürlich keine Zusatzkosten. Wenn es viele Leserinnen tun, wird es helfen meine Arbeit an diesem Blog zu finanzieren. Merci!
Bildrechte: © Ellen Girod
Guten Abend! Ich würde dir eine große korkmatte empfehlen, da können die Bilder dann entsprechend angepinnt werden.
Und wenn du die enden der webbänder noch ein Mal einschlägst, ist das ganz langlebiger, da die Bänder aufgrund ihrer webart gern ausfransen.
Hallo,
wir haben ein paar ungenutze Schnürsenkel angenäht und alte Kordeln o.ä. von kaputten Papiertragetaschen verwendet. Die flachen Schnürsenkel haben wir mit einem Textilkleber zusammengeklebt, und die Klebestelle mit der Kleidung vernäht. Es hält überraschend gut, auch wenn wir keine Nähmaschine verwenden. .
Danke für die tolle und simple Idee!
Hey Ellen, ich versuche auch immer zu sehen, ob ich Montessori Materialien nicht auch einfach selber machen kann. Heute habe ich aus einem Ikea Wäschekorb einen Wäscheständer gemacht!
Einfach bei einem Jäll-Wäschesack (3,99€) den Sack abschneiden (kann man für anderes benutzten) und stattdessen Wäscheleinen einspannen! 😉
Danke, liebe Olivia. Das mit IKEA-Wäschesack ist ja eine geniale Idee 👏🏻
Hallo,
wo hast du die Malkittel/Malschürzen gekauft?
Ich suche so etwas für mein Kind.
Die Farben vom Stoffband für die weißen Schürzen sind echt ein schöner Hingucker!
LG
Das ist ja echt ein supereinfacher Trick! Danke!
Danke, liebe Bettina! <3
Gut ist auch, die Ordnung in der Küche zu überdenken.
Jede Küche verfügt über Schränke, Schubladen und Regale in Kinderhöhe. Hier können Becher, Teller und andere Dinge stehen, welche die Kinder selbst benötigen.
Vor kurzem erst habe ich auch das Müsli für den Zwerg in ein solches Regal geräumt. Da milch im Kühlschrank in der Tür steht, kann er sich nun sein Frühstück selbst machen.
Danke für diese wertvolle Rückmeldung <3 Ich plane ja schon länger einen Beitrag über unsere Küche. Komme nur nicht dazu sie mal richtig aufzuräumen ;- )