Beim Konzept „Kinder richtig loben“, geht es nicht darum, keine positiven Dinge mehr zu unserem Nachwuchs zu sagen. Es geht viel mehr um ein Loben auf Augenhöhe. Warum Eigenlob wichtig ist und wie wir unseren Kindern zu einem starken Selbstbewusstsein verhelfen.
Mittlerweile wissen es sogar die Grosseltern: Lob schadet den Kindern. Doch diese Einsicht umzusetzen, ist kompliziert. Wir hören andere Eltern auf dem Spielplatz rufen: «Ich seh Dich!» und denken uns: Echt jetzt? Muss ich mir nun dauernd auf die Zunge beissen, wenn ich «Bravo!» schreien will? Für alle, die Ihre Kinder nicht loben wollen: hier kommen drei Lobalternativen aus drei Büchern zum Thema.
#1 Carol Dweck: Anstrengung loben statt Talent
Der Standford-Professorin Carol Dweck geht es um die Botschaft: «Du bist ein Mensch in Entwicklung und ich interessiere mich für Dein Wachstum». Die ist viel besser als: «Ich beurteile und bewerte Deine persönlichen Eigenschaften». In Selbstbild: Wie unser Denken Erfolge oder Niederlagen bewirkt plädiert Dweck deshalb dafür, dass wir die Anstrengungen der Kinder loben, nicht ihre Eigenschaften. Letzteres schwäche ihre Selbstvertrauen und Motivation. Statt eines plumpen «Du bist genial!» loben wir also differenzierter: «Ich weiss noch, wie Du Dich bis zum Schluss konzentriert / fleissig geübt hast. Auch wenn es zuerst nicht klappte, hast Du nicht aufgegeben, verschiedene Möglichkeiten durchprobiert und es schliesslich geschafft.
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#2 Heinz-Peter Röhr: Fragen statt beurteilen
Nach dem Pädagogen Heinz-Peter Röhr müsste es heissen: «Fremdlob stinkt!» Denn Eigenlob ist super. In Wie ich meinem Kind zu einem starken Selbstwertgefühl verhelfe schreibt er: Nur wer seine eigene Leistung selbst würdigen kann, entwickelt ein unabhängiges Selbstwertgefühl. Statt «Ich bin stolz auf Dich!» geht genauso: «Du kannst stolz auf Dich sein!». Unabhängig werden Kinder auch, wenn wir aufhören, uns über sie zu stellen und ihnen von oben herab unsere Beurteilung aufdrücken. Streckt ein Kind uns erwartungsvoll ein Bild entgegen und fragt: «Ist es schön?» streichen wir «Es ist sehr schön!» und sagen: «Mir gefällt dein Bild sehr. Und wie gefällt es denn dir?» Falls es antwortet: «Mir gefällt es nicht.» streichen wir: «Oh nein, Du musst nicht so kritisch mit dir sein!» und beobachten: «Mir fällt auf, dass du sehr kritisch dir selbst gegenüber bist.» Wertfreie Rückmeldungen erlauben Kinder, von sich aus ihre Haltung zu überdenken.
#3 Faber & Mazlish: Beschreiben statt bewerten
Zugegeben, manchmal kann Lob einfach nur praktisch sein. Trotz aller Einsichten loben und manipulieren wir, weil wir Eltern sind. Und weil wir das Kind sonst nicht zum Zähneputzen kriegen würden. Doch auch hier gibt es einen einfachen Trick. Die beiden Erziehungskoryphäen Adele Faber & Elaine Mazlish, schreiben in So sag ichs meinem Kind, dass wir beschreiben sollen, was wir fühlen. Sprich: «Es war für mich viel angenehmer, Dir die Zähne zu putzen, weil Du so ruhig geblieben bist. Ich kam in jeden Zahnzwischenraum, weil du deinen Mund soo weit aufgemacht hast!» Wir können aber auch beschreiben, was wir sehen. Bei der berühmten Frage «Ist mein Bild schön?» schenken wir unserem Kind Zeit und beschreiben voller Begeisterung: «Ich sehe, du hast Kreise gemalt – Kreise, Kreise… Strich, Strich und Punkt, Punkt, Punkt, Punkt, Punkt!» und später dann «Dein Aufsatz hat mich sehr berührt. Vor allem die Zeile Der Schlag der riesigen Flügel..»
Diese Lobalternativen lassen sich übrigens genauso bei Ihren erwachsenen Freunden anwenden. Ich zum Beispiel höre viel lieber: «Dieser Gedanke aus Deinem Text hat mich besonders berührt.» oder von mir aus auch: «Es ist schön, Deine Entwicklung als Journalistin zu verfolgen.» statt einfach: «Super Text, Ellen!». In den Kommentaren unten, darfst Du aber selbstverständlich beides hinschreiben.
Bildrechte: ©Simona Dietiker
Dieser Beitrag erschien zuerst auf tagesanzeiger.ch und enthält Affiliate Links.
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