Künstlerin und Maltherapeutin Alexandra Gysling darüber was man konkret tun und sagen kann, wenn man aufhören will, die Kinderbilder zu loben und zu bewerten.

Kinder wollen gesehen und nicht bewertet werden. Und obwohl es mir ein grosses Anliegen ist meine Töchter nicht zu loben, ist es nicht immer einfach, das gewohnte „Gut gemacht!“ abzulegen.

Umso spannender war es, Alexandra Gysling in ihrem Kinderatelier Nuori Malspielraum zu besuchen. Während die Kinder malen, hält sich Alexandra zwar im Hintergrund auf, ist gleichzeitig präsent und hochkonzentriert. Mal füllt sie eine Farbe auf, mal entfernt sie rasch einen Reissnagel vom Malbogen, weil ein Kind über die Ecken hinaus malen will. Hier werden die Kinder schon während des Malens so viel gesehen, dass es gar nicht mehr nötig wird, die Kinderbilder zu betrachten.

Nach der Malstunde sprach ich mit Alexandra darüber, was Eltern konkret sagen können, wenn die Kinder ihnen freudevoll ihre Bilder entgegenstrecken. Und auch wie man einen Malbereich zu Hause einrichten kann.

Vom echten Interesse für Kinderbilder und was tun, wenn man aufhören möchte, sein Kind zu loben: mehr auf dem Blog «Chez Mama Poule. #Kinderbilder #Malatelier #Malspielgruppe #Kinder #Malspielraum #Malort #Malspiel #freiesmalen #Kreativbereich #MalenmitKindern

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In deinem Kinderatelier «Nuori Malspielraum» werden die Kinderbilder nicht kommentiert, gedeutet oder gelobt. Was machst Du denn während die Kinder malen? Ich sehe mich als Malbegleiterin. Bei den kleineren Kindern geht es einfach darum präsent zu sein, eine wertschätzende und entspannte Atmosphäre zu schaffen. Älteren Kindern schaue ich aufmerksam zu und unterstütze den Prozess des Malens.

Malprozess unterstützen: Erklärst du da dennoch was sie malen sollen? Nein. Jedes Kind soll ausdrücken können was es bewegt, was seiner Fantasie und Spontanität entspringt. Es darf erfinden und eigenen Ideen folgen. Ohne Erwartungen und Druck, etwas Besonderes leisten zu müssen oder einem Anspruch genügen zu müssen. Es geht nicht darum, schöne Kinderbilder zu malen. Sondern um das Erlebnis, das ein Kind beim Spielen mit den Farben hat.

Aber manchmal merke ich, dass ein Kind einen Schritt weitermachen könnte, dann höre ich ihm aktiv zu, spiegle seine Gefühle und wiederhole seine Aussagen. Das Bild selber nehme ich immer so an, wie es ist. Das gibt Kindern schon mal das Gefühl: Ich bin ok, so wie ich male und so wie ich bin.

„Es geht nicht darum, schöne Kinderbilder zu malen.“ 

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Und wenn ein Kind zum anderen sagt: «Ätschpätsch, ich hab das schönere Bild!» Kinder begreifen den bewertungsfreien Umgang sehr schnell und haben auch Freude dran. Und wenn ein neues Kind in die Gruppe kommt, dann will meistens ein anderes Kind aus der Gruppe es aufklären.

Laut Forscher und Pädagoge Arno Stern gibt es keine Kinderzeichnungen, da Kinder mit ihren Bildern nichts zeigen wollen. Genau, deshalb sind Kinderbilder auch keine Kunstwerke.

Was wollen Kinder dann mit den Bildern? Es geht ihnen um das Ausdrücken der Urformen: Stern hat ja Kinder auf der ganzen Welt frei malen lassen und ihnen nur Material zur Verfügung gestellt und gemerkt, dass die Urformen sich überall wiederholen, unabhängig von der Umgebung und dem kulturellen Hintergrund. Diese universellen Formen sind im Körper gespeicherte Erinnerungen an die Zeit als Embryo und der ersten Lebensjahre.

Kinder malen aus dem unbewussten, inneren Bedürfnis diese Urformen auszudrücken. Sie malen, was sie fühlen. Und nicht, um etwas Konkretes darzustellen. Erst später entdecken Kinder Ähnlichkeiten zwischen diesen Formen und Dingen in ihrer Umwelt: Die Gegenstände werden dann unter einem «Vorwand» benutzt, um Urformen zu malen, sie sozusagen «einzukleiden». Ein Hausdach ist beispielsweise die Einkleidung des Dreiecks. Deshalb müssen wir uns auch nichts fragen und diese Formen einfach stehen lassen.

„Wirkliche Probleme zeigen sich im Verhalten des Kindes, es braucht hierfür nicht eine Zeichnung zu machen.“

Warum soll man Kinderbilder nicht deuten? Weil es in meinem Verständnis nichts zu deuten gibt. Obwohl das viele Kinderärzte und Psychologen tun. Ich weiss nicht, woher das kommt, dass man meint, in einem Bild sei so viel drin. Wirkliche Probleme zeigen sich im Verhalten des Kindes, es braucht hierfür nicht eine Zeichnung zu machen.

Aber was, wenn ein Kind z.B. nur schwarze Kinderbilder malt? Gerade Kleinkinder wählen schwarz tatsächlich sehr häufig. Weil es den grössten Kontrast gibt. Für Kinder ist es einfach eine Farbe. Nur wir Erwachsene assoziieren Schwarz mit etwas Negativem.

Und was spricht gegen das Loben? Lob ist immer eine Bewertung, mein Urteil über das fertige Bild. Das Resultat ist im Vordergrund und nicht der Malprozess. Ich sehe, dass Kinder die viel gelobt werden, nicht mehr frei malen. Sie malen x-Mal dasselbe. Weil sie wissen, dass es andere gut finden. Manchmal wird Ihnen im Kindergarten gezeigt, wie sie etwas malen können und dann malen alle dasselbe. Es geht nur noch ums gefallen wollen

Warum fällt es uns Erwachsenen so schwer, nicht zu deuten und zu loben? Ich denke, weil wir alle damit aufgewachsen sind. In diesem – leider noch immer aktuellen – Belohnungs- und Bestrafungssystem. Sehen wir uns nur die Schulen an. Oder Facebook: Gefällt mir, gefällt mir nicht. Die Kinder kriegen das mit. Das Fatale ist dabei: Dass immer mehr Kinder das Gefühl haben, sie müssen etwas Besonderes und wahnsinniges machen. Und dadurch unter Druck geraten..

..und dabei haben wir Eltern das Gefühl, unseren Kindern Gutes zu tun, in dem wir sie mit Lob positiv verstärken. Genau. Wir denken, wir unterstützen das Kind mit dem Lob. Aber wirklich unterstützen können wir, denke ich, in dem wir echtes Interesse zeigen, ohne zu bewerten.

„Es braucht nicht viel, um echtes Interesse zu zeigen.“ Alexandra Gysling über Kinderbilder

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„Es geht nicht darum, schöne Kinderbilder zu malen.“ 

Wie zeigt man Interesse, ohne zu deuten oder zu loben? Sehr vieles läuft nonverbal ab. Ein Blick da, ein Lächeln hier. Kinder merken: Sie sieht mich, sie sieht, was ich sehe. Das ist die Art von Unterstützung, die sie bestätigt, ohne dass ich etwas zum Bild sage. Es gibt ihnen die Erlaubnis, einfach das zu tun, was sie wollen. Sein zu können, wie sie sind.

Alternativ kann man vielleicht über den Prozess reden: Wie ist es dir beim Malen gegangen? Willst du mir etwas dazu erzählen? Oder einfach ganz neutral beschreiben, statt bewerten: „Ich sehe, da hat es ganz viel rot.“ Es braucht nicht viel, um echtes Interesse zu zeigen. Lob hingegen ist schnell abgehandelt und oberflächlich. Nur die Reaktion des Erwachsenen ist im Vordergrund. Kinder hören auf zu reflektieren und zu erzählen, sobald ein Urteil verkündet ist.

Wo zieht man die Grenze zwischen beschreiben und deuten? Vorsichtig und wertfrei etwas eindeutig Erkennbares zu beschreiben, kann ein Türöffner sein, damit das Kind von sich aus mehr erzählt. Ich denke, es ist ein Unterschied, ob man wertfrei beschreibt «Ich sehe, du hast viele Farben gewählt.» oder ob man fragt: „Was hast Du da gemalt?“ Was passiert beim Kind, wenn es das Letztere hört? Es denkt: «Hmm, man sieht gar nicht, was ich da gemacht hab. Wahrscheinlich ist es nicht gut. Ach, ich kann das nicht, ich kann nicht malen.»

Wenn Eltern über das Thema Lob diskutieren, höre ich oft das Argument: Wenn ich nicht lobe, bin ich nicht authentisch, weil ich dann meine Freude unterdrücke. Aber dann geht es ja vor allem, um die eigenen Bedürfnisse und nicht um die des Kindes. Ich denke es ist schon ein Unterschied, ob eine Reaktion wertend ist, also im Stil von: „Das hast Du jetzt aber super gemacht!“ Oder ob man sich einfach von Herzen freut und ganz verblüfft sagt: „Hey, das hast Du jetzt geschafft!“ Ich selber versuche einfach festzustellen, mit Begeisterung, mit Staunen, mit Strahlen.

„Kinder merken: Sie sieht mich, sie sieht, was ich sehe.“

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In Deinem Malatelier gibt es keine Deutungen und Lob. Wenn das Kind die Bilder nach Hause nimmt, fragt der Grossvater wohlwollend: Das gelbe da, ist das eine Sonne? Geht da nicht der ganze Zauber verloren? An Arno Sterns Malorten dürfen die Bilder zum Beispiel die Räumlichkeiten nicht verlassen, genau aus dem Grund. Ich habe diese Möglichkeit leider nicht. Aber die Kinderbilder bleiben während des Semesters im Malspielraum, um sie wenigstens in dieser Zeit zu schützen. Was passiert, wenn die Kinderbilder mit nach Hause genommen werden, kann ich nur beschränkt steuern. Ich denke, die Erfahrung, die das Kind im Malspielraum macht, ist dennoch wertvoll. Kinder leben so sehr im Moment.

Wollen alle Kinder frei malen? Gibt es auch solche, die zum Beispiel mit Ausmalbüchern in einen Flow kommen? Es kann sein, dass das Ausmalen von Vorlagen für eine gewisse Zeit Spass macht. Es fehlen dabei aber die kreativen Aspekte des freien Malens, welche die Persönlichkeit stärken und für die ganzheitliche kindliche Entwicklung gut sind. Das was beim freien Malen passiert, überträgt sich in ganz viele Bereiche und integriert sich nach und nach in den Alltag. Das Kind merkt: Ich kann nichts falsch machen. Ich finde selber zu Lösungen. Ich kann mein Bild immer wieder verändern. Es am Schluss so machen, wie es mir selber gefällt. So erleben die Kinder Selbstwirksamkeit und lernen sich und ihren Fähigkeiten zu vertrauen.

Ein Beispiel? Bei den Älteren kommt es oft vor, dass sie etwas Bestimmtes malen wollen, es ihnen nicht gelingt und sie verzweifelt ein neues Blatt verlangen. Da bin ich liebevoll, aber hartnäckig. Wir schauen, was die Kinder aus dem Bild machen können. Wie sie es verwandeln können. Und plötzlich merken sie: Ich kann doch etwas machen, ich muss keine Angst haben, etwas falsch zu machen. Und das überträgt sich oft auf die ganze Gruppe, dass andere sich auch mehr zutrauen. Ich denke, im Leben gibt es oft Situationen, in denen man am liebsten ein neues Blatt nehmen und das misslungene Alte wegwerfen will. So erfahren Kinder, dass man auch das Beste machen kann, aus dem was da ist. Und dabei zu neuen Impulsen und Ideen findet, auf die man sonst nie gekommen wäre.

Viele Kinder kommen zu mir und sagen: «Ich weiss nicht, was malen.»

Fehlt es Kindern an Selbstvertrauen? Ich sehe viele grössere Kinder, die zu mir in den Malspielraum kommen und sagen: «Ich weiss nicht, was malen». Das natürlichste wäre ja, dass das gar keine Frage ist, dass es aus ihnen heraussprudelt, wie das bei den Kleinen so schön zu beobachten ist.

Warum ist das so? In der heutigen Zeit, kommt ganz viel Anregung von aussen. Einerseits prasseln vorgefertigte Inhalte aus den Smartphones auf die Kinder ein. Kinder sind es sich gar nicht mehr gewöhnt, aus sich selbst zu schöpfen. Sie reproduzieren fremde Bilder aus Games oder geben Angelerntes wieder. Und andererseits sieht man bereits in Kitas Wettbewerbsdenken, Vorgaben und Anleitungen – man denkt, man müsse Kindern zeichnen beibringen. Das sehe ich als ein Problem. Wenn Kindern vorgezeigt wird, wie man z.B. ein bestimmtes Tier malt, dass es «korrekt» dargestellt ist und mit den «richtigen» Farben, verlieren sie ihre Spontanität und ihre Fantasie. Sie malen dann mit dem Kopf und nicht mehr mit dem Herzen. Das Malen hat dann nur mit «Können» zu tun, mit Leistung und nicht mehr mit Spiel. Ich versuche die Kinder zu sich zurückzuführen, damit sie wieder zu ihrer Intuition und Ideenreichtum finden.

„Es braucht manchmal viel, bis Kinder merken: Ich muss nichts „gut“, „schön“ oder „korrekt“ machen.“

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Und was machst Du, wenn ein Kind sagt, es weiss nicht was es malen soll? Vielen Kindern fällt es heute schwer, drauflos zu malen ohne zu wissen, was dabei heraus kommt. Die Meinung «ich muss zuerst eine Idee, eine Vorstellung für ein Bild haben» ist weit verbreitet. Ich versuche es zu ermutigen, spielerisch einfach mal mit einer Farbe zu beginnen, auszuprobieren und dabei etwas Neues zu entdecken. Oder ich versuche mit offenen Gegenfragen eine Richtung zu finden, bei der ich merke, dass sie für das Kind stimmt.

Am Schluss finden die Kinder immer einen Einstieg. Aber es braucht manchmal viel, bis die Kinder spontan anfangen zu malen, aus ihrer Intuition heraus. Bis sie erfinden. Und merken: Es spielt keine Rolle, wie andere mein Bild finden. Ich muss nichts „gut“, „schön“  oder „korrekt“ machen. Ich kann mich von mir selber leiten lassen.

Was genau fragst Du da? Einmal sah eins der Kinder sein Bild an, seufzte und sagte: Hach, das sieht jetzt aber nicht aus wie ein Baum. Wir standen zusammen vor dem Bild und haben es betrachtet und plötzlich musste es ganz laut lachen und kicherte: Das ist ja ein fauler Kaktus! Das war so eine gute Situation. Ich musste auch lachen und fragte: Ja, und was machen wir jetzt mit diesem faulen Kaktus? Und es fand: Ich muss ihn abschneiden. Also malte es sich selber mit einer Schere dazu, einen Schnitt und noch etwas rotes Blut, wo es den Kaktus geschnitten hat. Ich mache keine Vorschläge, gebe keine Themen vor. Meist genügt als Anregung eine kleine Frage – die nichts suggeriert – und dann kommt ganz viel.

„Meist genügt eine kleine Frage und dann kommt ganz viel.“

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Wäre es auch möglich gewesen, nichts mehr zu fragen? Klar, wenn mir das Kind gezeigt hätte, dass es wirklich fertig sei. Es braucht viel Fingerspitzengefühl und die Beziehung zum Kind ist hier das Oberste. Weil ich erst dann wirklich merke, ob das Kind mit dem Bild weiter machen will oder nicht.

Wenn meine Tochter zu Hause sagt: „Du zeigen, ich kann das nicht.“, soll ich ihr zeigen, wie man Pinsel führt? Oder wie kann ich sie befähigen, ohne dabei die Dinge für sie zu erledigen? Ich würde nie etwas vorzeichnen. Weil dann stellst du dich automatisch über das Kind. Ich kann das und du nicht. Ich würde auf das Kind eingehen: Komm wir versuchen es jetzt mal, mit welcher Farbe möchtest du anfangen? Dann malt es vielleicht schon mal was. Und dann Schritt für Schritt. Z.B. Was weisst du von diesem Tier? Was hat es noch? Wo hat es Augen? Und dann einfach machen lassen. Mit ganz viel Geduld und Einfühlsamkeit dem Kind zeigen, dass es nichts muss. Es muss nicht realistisch Malen. Und dass wir keinerlei Erwartungen an sein Endbild haben.

Es ist auch nicht sinnvoll Proportionen zu korrigieren. Wenn z.B. Hände übergross dargestellt werden, dann kann es sein, dass die Hände zu diesem Zeitpunkt gerade besonders wichtig sind, vielleicht gerade etwas neu daran entdeckt wurde. Mit der Zeit nähert sich ein Kind dem Realistischen von alleine an, in seinem Tempo, wenn es soweit ist. Wenn man ihm das mit Korrekturen und Vorzeigen wegnimmt, kann es dies nicht verinnerlichen.

„Du darfst auch etwas für Dich malen.“

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Als meine Tochter in den Ferien ihre Erzieherin vermisste, schlug ich ihr vor, für sie ein Bild zu malen. Nun malt sie nur noch für andere: Für ihre Schwester, für ihre Tante. Wie kann ich das wieder zurechtbiegen? Ich erlebe auch immer wieder Kinder, die für andere malen. Ich sage dann einfach mit einem Lächeln: Du darfst auch etwas für Dich malen. Und zum Thema Vermissen: Das Kind kann ja trotzdem malen. Aber einfach für sich. Du könntest es fragen: Was vermisst du genau? Um so dem Gefühl näher zu kommen. Und warum nicht dem Gefühl eine Farbe geben? Lass uns das Gefühl malen! Oder lass uns die Person malen, die vermisst wird. Oder das was du mit ihr erlebt hast. So lenken wir auch wieder auf den Prozess. Es geht dann um das Ausdrücken des eigenen Gefühls und nicht um die Anerkennung von jemand anderem.

Hast Du Tipps, wie ich meinen Kindern eine Mal-Ecke zu Hause einrichten kann? Ich denke, viel wichtiger als jede Einrichtung oder der Ort, ist Deine Haltung. Eine Atmosphäre von Unbefangenheit und von Respekt zu schaffen. Ohne zu kommentieren, ohne zu loben. So dass das Kind seine eigenen Ideen verwirklichen kann. Das geht überall und mit praktisch jedem Material.

„Wichtiger als jede Einrichtung ist Deine Haltung.“

Mit jedem Material? Bei kleinem Budget würde ich lieber in weniger, aber dafür wirklich gutes Material investieren. Es gibt nichts Frustrierenderes als mit Farbstiften zu malen, die fast keine Pigmente mehr abgeben. Oft hat man auch das Gefühl «Ach, das sind ja nur Kinderkritzeleien» und gibt Kindern Papier, das hinten bedruckt ist. Das würde ich nicht tun.

Kinderbilder an den Wänden aufhängen oder eher nicht? Schwierig! Ich persönlich würde sie sorgfältig aufbewahren, in einer Mappe. Weil das Kind sich sonst sofort fragen wird: Warum wird das eine Bild aufgehängt und nicht das andere? Oder es denkt sich: Aha, das finden sie gut, jetzt male ich nur noch das. Man muss auch dran denken, wenn etwas aufgehängt wird, ist es dann auch gleich ausgestellt. Auch ein bisschen ausgeliefert. Jeder der dran vorbeigeht, kann es ansehen, kann es kommentieren.

Man schafft einen offenen Wettbewerb für Kinderbilder. Und fragt sich dann, wieso fast jeder Erwachsene von sich sagt: «Ich kann nicht malen».

Oh je, bei mir im Büro ist eine Wand voll Zeichnungen meiner Töchter, weil ich einfach unheimlich viel Freude dran habe… Schlussendlich kommt es drauf an, mit welcher Haltung man an das Bild herangeht. Es ist das eine, wenn es in einer Familie aufgehängt wird, in der man sonst nicht lobt. Und man das Kind fragt: «Hey, wollen wir mal ein Bild von Dir aufhängen?» Das Kind es dann selber aussuchen darf, es dann aufgehängt wird und die Sache somit erledigt ist. Es ist was anderes, wenn das aufgehängte Bild jedes Mal verglichen und gelobt wird, wenn z.B. Besuch da ist. Problematisch finde ich Kindergärten oder Schulen, wo Kinderbilder ausgestellt werden. Dadurch können sie – verstärkt durch dasselbe Bildthema – miteinander verglichen werden. Man schafft unbewusst einen offenen Wettbewerb für Kinderbilder. Und Leistungsdruck für Kinder. Und fragt sich dann, wieso fast jeder Erwachsene von sich sagt: «Ich kann nicht malen».

„Das Kind will gesehen werden, nicht das Bild.“ Alexandra Gysling über Kinderbilder

Hast Du noch einen abschliessenden Tipp für Eltern, die nicht mehr loben möchten? Ich würde versuchen, weg vom Ende, weniger auf das Bild reagieren, hin zum Prozess selber. Dabei sein, präsent sein, während des Malens. Offen und erwartungslos. Irgendwann wird wertfreie Kommunikation zur Gewohnheit. Wenn ein Kind voller Begeisterung ruft: „Schau, ein Feuerwehrauto!“ kann man freudig „Oh ja, genau!“ antworten oder seine Aussage mit ähnlichen Worten wiederholen. Oder einfach eigene Gefühle ehrlich zu beschreiben: „Ich habe solche Freude Dich malen zu sehen. Wie vertieft Du bist.“ Oder aber das Kind fragen: „Wie geht es Dir gerade? Macht es Dir Spass?“

Viel wichtiger ist was beim Kind während des Malens passiert und nicht das finale Bild. Das Kind will gesehen werden, nicht das Bild. Man muss nicht allzu dogmatisch sein, aber ein Bewusstsein für eine neue Haltung dem Kind gegenüber entwickeln. Bewusstsein schafft Veränderung. Die brauchen wir dringend für unser Schulsystem, für unsere Gesellschaft.

Vielen Dank, liebe Alexandra, für Deine Zeit und Dein Engagement.

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Alexandra Gysling (44) ist bildende Künstlerin und dipl. Mal-/Kunsttherapeutin IHK sowie dipl. Spielgruppenleiterin AAI. Sie betreibt das Kinderatelier Nuori Malspielraum in Zürich. Hier werden sowohl Mal- wie Bastelspielgruppen für Kinder ab 3 Jahren (mehr Infos gibt es hier) sowie Malgruppen und Maltherapie für Jugendliche und Kinder ab 4 Jahren (mehr Infos hier) angeboten.

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Bilder © Ellen Girod