Eigentlich schrieb ich einen Text über das Vertrauen zu meinen Kindern. Und kam so auf die Frage, ob ich mir selbst genug vertraue. Denn Forschung zeigt: Wird frau Mutter, sinkt ihr Selbstvertrauen. Schuld sind: Schlafentzug, Ehekrach und Hormonschübe. Hier kommen sieben Anregungen, die mir mehr Selbstvertrauen brachten. 

Es begann als sie schwanger wurde. Im ersten Trimester sollte man noch keinem was erzählen, mahnte die Frauenärztin. Wegen einer Fehlgeburt. Da wurde dieser kleiner Angst-Samen in sie gepflanzt. Er wuchs weiter, als der Ultraschall im sechsten Monat eine Wassereinlagerung im Kopf ihres Babys anzeigte. So gross wie ein Golfball. Ein Paar schlaflose Nächte und Ärzte-Marathone später, löste sich der Golfball von alleine wieder auf.

Das Angstpflänzchen gedeihte dennoch. Wenn die werdende Mutter sich nicht um ihr Kind sorgte, las sie Zeitung und fragte sich: Schaffe ich das mit der Vereinbarkeit? Mit Beruf und Kindern? Gibt es spannende Teilzeitstellen? Und was wird aus unserer Paarbeziehung? Aus dem Sex nach einem Dammriss?

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Im 7. Monat kamen dann die Wehen. Fast zwei Monate im Spital und zu Hause und etliche Packungen Wehenhemmer später, kam ihr Baby termingerecht zur Welt.

Wochenbett: Selbstvertrauen am tiefsten Punkt 

Als sie ihre Tochter in den Armen hielt, schwankte sie zwischen Euphorie und Panik. Sie stand vor der krassesten Aufgabe ever: Da war dieses winzige, wunderschöne und wehrlose Baby, das sie neun aufregende Monate in ihrem Körper trug. Da war sie, mit dieser unglaublichen Verantwortung, dieses ihr so nahe stehende Kind am Leben zu halten. Und mit absolut keinem Plan, wie das geht. Sogar wie sie ihr Baby halten muss, wurde ihr vorgezeigt. Die Mutter tat alles zum ersten Mal.

Im Wochenbett wuchs ihr Angstpflänzchen zu einem Strauch heran. Während ihr Selbstvertrauen weiter schrumpfte. Sie hatte nicht genug Milch und musste zufüttern. (Alle Mamas in spe: Lernt bitte aus ihren Fehlern und organisiert euch eine LLL-Stillberaterin fürs Wochenbett.) Jedes Mal wenn ihr Baby schrie, dachte sie, dass es Hunger hätte. Und gab ihren Brüsten die Schuld, die es ja nicht ausreichend ernähren konnten. Sie fühlte sich wie eine Versagerin. Ihr Bauch war leer und schlabberig. Ihr Kopf war überladen mit Wochenbett-Depressions-Hormonen. Sie stritt mit ihrem Mann um die Rollenverteilung und Haushaltsämtli. Obendrauf kam der für sie neue und zermürbende Schlafentzug. Ihr Selbstvertrauen war so tief wie noch nie. Sie sass im Schatten ihres Angstbaumes und weinte.

Being a mother is learning about strengths you didn’t know you had and dealing with fears you didn’t know existed. – Linda Wooten

Nach ein Paar Monaten stellte sich eine gewisse Routine ein – und mit ihr die Sicherheit. Doch es kamen neue Sorgen dazu. Im Büro fragte sie sich, ob ihre Tochter es ohne sie packen würde. Zu Hause fühlte sie sich wie eine Verräterin der Frauenbewegung. Und sorgte sich über ihre berufliche Zukunft. Dazu erfuhr sie Druck von aussen. Erst prasselten all die Ratschläge und Bewertungen auf sie ein. Manchmal direkt: Lass Dein Baby doch schreien, sonst verwöhnst Du es! Es soll im eigenen Bettchen schlafen! Still endlich ab! Oft etwas subtiler: Ich bewundere das ja, aber ist dir nicht langweilig zu Hause? Und manchmal in Form eines Schweigens, das Bände sprach.

Dann waren da diese Mütter-Gräben: Mütter die Pulvermilch geben versus solche die Stillen. Kita vs. zu Hause. iPad vs. Holzspielzeug. BLW vs. Brei. Der grösste aller Gräben war wohl derjenige zwischen den sogenannten „Working moms“ und den „Stay at home moms“ a.k.a. Hausfrauen. Sie wusste zwar, dass all die Labels völlig absurd sind. Denn: Alle Mütter arbeiten, die einen gehen einem bezahlten Beruf nach, die anderen unbezahlter Carearbeit mit ihren Kindern. Sie verstand auch, dass all die Ratschläge-Geber vor allem eins wollten: Dass die frischgebackene Mutter genau das tut, was auch sie selbst mit ihren eigenen Kindern gemacht haben. Dass sie versuchen ihren eigenen Weg zu rechtfertigen. Weil sie wohl selbst unsicher sind. Sie fühlte mit ihnen mit, sie taten ihr irgendwie leid. Doch je nach Tagesverfassung (und Anzahl der Schlafstunden) kränkten sie ihre Bemerkungen.

Wird frau Mutter, sinkt das Selbstvertrauen

Eines Tages merkte sie, dass es nicht nur ihr so geht. Sondern auch einer ihrer Freundinnen. Sowie einer Bekannten auf dem Spielplatz, die offen genug war, um es zuzugeben. Und ganz vielen anderen Müttern. Um genau zu sein: 85’000 Frauen aus Norwegen, die an der Tilburg-Uni in einer Langzeitstudie befragt wurden. Mit folgendem Ergebnis: Wenn Frauen Mütter werden, sinkt ihr Selbstvertrauen. Als Hauptgründe für das tiefe Selbstvertrauen wurden genannt: tobende Hormone, körperliche Veränderung und Ängste um ihr Kind.

Ihr wurde klar, dass sie nicht alleine war. Und dass man nicht gerne über dieses Thema spricht. Also schrieb sie diesen Text.

Selbstvertrauen trainieren: Was mir half

Ja ich weiss, ihr wusstet von Anfang an, dass es hier um mich geht. Aber es ist nun mal schwer (sich) einzugestehen, dass man sich manchmal sehr klein fühlt. Vor allem als es akut war. Und da wären wir schon bei den guten Nachrichten: Es geht vorbei. Oder sagen wirs so: Es wird mal besser, mal schlechter. Aber am Ende kommt alles gut. Und solche Gefühle sind völlig okay. Denn sie machen uns zu den Menschen, die wir sind. Ich lernte (und lerne), wer ich bin, woher meine Ängste rühren und wie sich mein Selbstvertrauen trainieren lässt. Hier kommen sieben mentale „Lifehacks“, die bisher am hilfreichsten waren.

  • Sport. An der frischen Luft. Und dazu so richtig Sounden. (Wer mag, hier meine Gym-Spotify-Playlist). Joggen zum Beispiel macht nicht nur straffere Wädli, sondern auch dickere Haut. Denn Joggen löst Glückshormone aus. Und glückliche Menschen sind weniger empfänglich für unkonstruktive Kritik und Selbstzweifel.
  • Meditation. Tief ein- und ausatmen wirkt Wunder. Yoga hilft mir wunderbar beim Loslassen, Vertrauen und Zuversicht schöpfen.
  • Die eigene Awesomeness dokumentieren. Erstmal einsehen: Ab und zu als Mutter zu failen, gehört dazu. Um nicht unnötig viel über meine Momfails nachzudenken, schreibe ich auf, sobald mir etwas grossartiges passiert. Yep, ich führe eine endlose Liste von Dingen, die mich zur grossartigen Mutter, Schwester, Frau, Freundin machen. Diese Liste hole ich immer wieder hervor. (Die Idee habe ich aus dem sehr guten Buch Resilienz: Die unentdeckte Fähigkeit der wirklich Erfolgreichen (Affilliate Link). Von meiner weltbesten Freundin hab ich ausserdem ein kleines Holzkästchen voll gerollter Zettel bekommen. Auf jedem Zettel steht ein lieber Gedanke. (Eine Geschenkidee falls ihr jemanden kennt, der gerade etwas unsicher durchs Leben geht.)
  • Rigoros auf Durchzug schalten. Je älter die Kinder, desto einfacher wird’s. Versprochen. Und wenn die Nörgeler hartnäckig sind: Sich wehren. Mittlerweile kann ich – meistens – recht selbstbewusst antworten. Wenn mich z.B. jemand dazu auffordert meine Zweijährige abzustillen, erkläre ich freundlich und bestimmt, dass ich das mit meinen 35 Jahren bestens selber entscheiden kann. Und ihn nicht um seine Meinung gebeten habe. Und dass ihn meine Stillbeziehung schlicht nichts angeht.
  • Sich nicht mehr mit anderen vergleichen. Der ist nicht einfach, ich weiss. Vor allem in unseren Zeiten von Likes und Herzchen. Aber vergleichen ist einfach sinnlos. Und killt das Selbstbewusstsein. Oder um es mit Worten des dänischen Philosophen Søren Kierkegaard zu sagen:

Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit – Søren Kierkegaard

Wer den Satz als seinen Smartphone-Hintergrund setzen mag, einmal speichern bitte:

Wie sich mehr Selbstvertrauen trainieren lässt. Weiterlesen auf chezmamapoule.com

  • Sich mit sich selbst vergleichen. Und wenn ich doch ins Vergleichen mit anderen gerate, versuche ich meine Gedanken auf mich selbst zu lenken. Und mich mit meinem früheren selbst zu vergleichen. Was ist mir heute besser gelungen, als gestern? Und sei es nur, dass ich heute früh den steilen Hang beim Joggen gerannt bin, für den ich gestern noch zu faul war.
  • Nur noch mit coolen Menschen zusammen sein. Also solchen, die mich weiterbringen. Und nicht moralisieren, schubladisieren oder verunsichern. Zuspruch von und Lachen mit anderen Müttern tun mir super gut. Gespräche mit La-Leche-League-Beraterinnen auch. Ja, sogar Gespräche mit (manchen) Frauenärzten.

Mehr Selbstvertrauen, Mamas!

Habt ihr gewusst, dass Inder dran glauben, dass unsere Kinder uns schon vor der Geburt auswählen? (Story meiner Frauenärztin, übrigens.) Also, dass sie schon im Bauch wissen, wie wir später so drauf sein werden. Meine Kinder haben mich also ausgewählt. Obwohl sie wussten, dass ich zu wenig Milch produzieren werde. Weil sie wussten, dass ich eben auch wahnsinnig viel gute Eigenschaften habe. Dass ich das Beste aus jeder Situation machen werde. Und ob ich sie anfangs voll stillen konnte oder nicht, das ist völlig egal.

Genauso egal wie es sein soll, ob eine andere Mama ihrem Kind das Fläschchen, die Brust oder beides gibt. Ob sie nach vier Monaten zurück im Büro ist oder fünf Jahre Elternzeit macht. Wir Mütter versuchen das Beste aus unseren jeweiligen Situationen zu machen. Und das notabene unter höchst widrigen Umständen: Schlafentzug, Hormonschübe und Gefühlschaos. Oben drauf die liebe Gesellschaft, die zu jedem mütterlichen Akt ungefragt ihre Meinung abgibt.

Mütter, wir sind grossartig. Unsere Körper produzieren Menschen. Und wir begleiten diese Menschen durch ihre Kindheit. Täglich wachsen wir über uns hinaus. Stehen vor neuen Herausforderungen und meistern diese in der Regel grandios. Wir begleiten, trösten, jonglieren, organisieren und lieben dabei aus vollem Herzen. Das macht uns zu Heldinnen. Jede auf ihre eigene wunderbare Art und Weise.

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Wie sich Mütter mehr Selbstvertrauen trainieren können. Weiterlesen auf chezmamapoule.com #muttersein #elternsein #erziehung #selbstbewusstsein #selbstwert

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