Montessori: Weihnachten ohne Weihnachtsmann Mamablog

Gehört er einfach dazu oder kann Weihnachten ohne Weihnachtsmann auch voll Zauber sein? Ein Gastbeitrag von „Das Grosse im Kleinen“.

Alle Jahre wieder stellt sich für viele Eltern die Frage, wie sie mit ihren Kindern Weihnachten begehen wollen. Ob mit Christkind oder Weihnachtsmann, oder doch nicht? Welche und wie viele Geschenke? Und lässt sich die alljährliche Geschenkeflut eventuell doch eindämmen? Und irgendwann, völlig übermüdet, erreichen viele einen Punkt, an dem sie dieses ganze Weihnachten so eigentlich gar nicht mehr haben möchten. Weil es so anstrengend ist, so viele Erwartungen zu erfüllen sind und sich die Frage stellt, wo man selber denn eigentlich bleibt.

Trotzdem ist Weihnachten eine besondere Zeit im Jahr – auch für meine Familie und für mich. Es ist eine meiner stärksten Kindheitserinnerungen und egal, wie alt ich werde, wünsche ich mir jedes Jahr dieses eindrucksstarke Fest, das es für mich immer gewesen ist.

Die Sache mit der Realität bei Montessori, oder: Weihnachten ohne Weihnachtsmann und Christkind?

Maria Montessori selber war Christin. Mit ihrer Pädagogik hatte sie allerdings den Anspruch, dass sie alle Menschen auf der Welt betrifft – unabhängig von Religionen. Sie fordert uns dazu auf, uns selber Gedanken zu machen, wie wir Feste und Traditionen mit unseren Kindern begehen.

Es gibt bestimmt nicht nur einen einzigen montessorischen Weg, Weihnachten zu feiern. Und ich kann hier nur meine eigenen Gedanken zu diesem Fest beschreiben. Ich sehe meine Aufgabe als Erwachsene darin, meine Kinder mit Liebe und Respekt in Kontakt mit der Realität zu bringen. Und ich spüre bei meinen Kindern eine unbändige Lebensfreude: sie wollen alles entdecken, alles sehen, alles verstehen können.

Gleichzeitig gehen, gerade bei jungen Kindern, die Eindrücke die sie sammeln in Fleisch und Blut über. Das Erlebte ist nicht nur eine Geschichte – es ist die Welt der Kinder. Die einzige Welt, in der sie leben. Daraus erwächst für mich eine große Aufgabe und eine besondere Verantwortung: Dem Kind das echte Leben zu zeigen, nach dem es verlangt. Gibt es also bei uns zuhause weder Weihnachtsmann noch Christkind? Ja. Und erfahren wir bei uns zuhause den Zauber von Weihnachten? Ja, ganz gewiss tun wir das. 

Was wir für unsere Weihnachten ohne Weihnachtsmann brauchen: Einen duftenden Baum..

Ich liebe den Christbaum. Er muss nicht gross sein, aber es muss ein richtiger Baum sein. Er muss duften, spürbar sein – und er muss auch Nadeln verlieren und alt werden. Wir suchen ihn einige Tage vor Weihnachten gemeinsam aus. Auf Wunsch meiner Tochter schmücken wir ihn auch zusammen. Wir haben viele Kerzen, rote Kugeln, Strohsterne und verschiedene Figuren. Das Bedürfnis meiner Kinder nach realen Bildern scheine ich hier zu teilen, denn ich sammle bereits seit Jahren kleine Vögel für den Christbaum. Ansonsten haben wir keine Figuren, denn der Anblick von allerlei zusammenhangslosen Dingen, die in einem Baum hängen, verwirrt auch mich.

Jedes Jahr berührt es mich aufs neue, wenn die Kerzen im dunklen Zimmer brennen und der Baum so erleuchtet wird.

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..Geschichten und Lieder..

Schon die Vorweihnachtszeit ist bei uns zuhause durch Geschichten geprägt, wenn wir die Legenden vom heiligen Martin oder dem Nikolaus erzählen. Ich mag es lieber, sie zu erzählen, da es mir so leicht möglich ist, sie altersgerecht anzupassen und Elemente, die mir nicht passend erscheinen, auszusparen. So erzähle ich vom Nikolaus etwa, dass er gerne anderen im Verborgenen half. Nicht jedoch so abenteuerliche Geschichten wie, dass er bereits als frommer Säugling an zwei Tagen die Woche gefastet haben soll.

Wir erzählen unseren Kindern unter dem Baum und im Kerzenschein die Geburtsgeschichte von Jesus. Um dabei authentisch zu bleiben, stellen wir die Geschichte aber nicht als unumstössliches Faktum in den Raum, sondern eben als eine Geschichte – an die viele Menschen Glauben. Die uns einen Grund gibt, an diesem speziellen Tag zusammen ein Fest zu begehen und über die es sich lohnt, nachzudenken.

Auch das Singen ist für mich ein wichtiger Teil der Feier. Es hat nicht nur Tradition: Gemeinsames Singen stellt in vielen Kulturen eine wichtiges Grundelement von Ritualen dar. Es hat eine verbindende Kraft und erzeugt eine wirklich besondere und festliche Stimmung. Gerade Kinder haben für solche Elemente ein starkes Gespür, auch wenn ihnen das Mitsingen selber vielleicht noch nicht gelingt. Und wir Erwachsene können uns wirklich trauen, mit und vor unseren Kindern zu singen – sie hören bestimmt nicht die Fehler und Unsicherheiten, die uns vielleicht selber dabei auffallen.

..das Geschenk..

Da bei uns das Geschenk weder vom Christkind noch vom Weihnachtsmann gebracht wird, steht es auch noch nicht von Anfang an unter dem Baum. Es fällt meiner Tochter so viel leichter, sich auf die Feier vor dem Geschenke auspacken einzulassen. Die Geschenke bekommen so auch nicht den riesigen Stellenwert, der ihnen oft zugeschrieben wird. Trotzdem haben wir uns entschlossen, dass für uns auch Geschenke einen Teil des Weihnachtsfestes darstellen. Es spielt dabei aber keine Rolle, wie gross oder klein, wie teuer oder günstig das jeweilige Geschenk gewesen sein mag. Viel wichtiger ist es, dass es für unsere Kinder etwas wirklich besonderes darstellt. Ich bin mir sicher, dass sich unsere Kinder über die liebevolle Aufmerksamkeit ihrer Eltern dabei nicht weniger freuen, als über das Geschenk einer unbekannten Figur, mit denen sie ausser dem Schenken nichts verbinden würden.

..und die Liebe.

Oft spricht man von Weihnachten als einem Fest der Liebe – und genau das ist es auch für mich. Ein Fest, in dem wir uns während der dunkelsten Zeit des Jahres versichern, dass das Licht mit der Liebe, durch die wir miteinander verbunden sind, in die Welt strömt. Und, dass sie die Kraft hat, das Dunkel zu erleuchten. Diese Vergewisserung, in Verbindung mit stimmungsvollen Ritualen, symbolisiert für mich den vielbeschworenen Zauber von Weihnachten. Die Liebe zu meinen Kindern verlangt von mir aber auch, dass ich sie als eigene Individuen respektiere und mich auf sie immer wieder neu einstelle. Würde eines meiner Kinder von sich aus das Christkind thematisieren, würde ich es ihm nicht nehmen wollen. Eine lebendige Tradition bedeutet für mich auch, dass sie eben nicht für alle Menschen und zu allen Zeiten gleich bleiben muss.

Ich denke, diese Liebe, dieses Vertrauen, die Sicherheit, Gemeinschaft und Orientierung, die uns ein solches Fest erfahren lässt, ist es auch, was ich aus Montessoriperspektive an Weihnachten besonders schätze. All das sind Dinge, nach denen das Kind in seiner Entwicklung verlangt. Aber auch Dinge, die das Kind auch in anderen Kulturen und anderen Religionen mit den dort üblichen Ritualen erfahren, und die jede Familie auf ihre eigene Weise umsetzen kann.

“Das Grosse im Kleinen” ist ein wunderbarer Blog einer Mutter und Montessori-Pädagogin aus Wien. Es geht um Achtsamkeit, Montessori und die kleinen grossen Wunder im Alltag. Schaut unbedingt vorbei auf www.dasgrosseimkleinen.com oder abonniert den Blog auf Facebook unter www.facebook.com/dasgrosseimkleinen.

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Und wie geht ihr mit dem Weihnachtsmann um? Erzählt ihr euren Kindern vom Weihnachtsmann? Und falls ja, wie viel? Wir freuen uns auf eure Gedanken zum Text unten in den Kommentaren. 

©Bilder: Andrew Walton, Das Grosse im Kleinen, Annie Spratt

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